Wie die Ukraine ihre Orientierung fand / Zehn Jahre Maidan-Revolution

21.11.2023NewsBauweltRebecca Barth —   –  Details

Maidan Kiew

Vor zehn Jahren begann auf dem Kiewer Maidan der Aufstand für eine engere Anbindung an die EU. Für viele Ukrainer hat er das Land für immer verändert – nicht nur mit Blick auf Russland. — Oleksandr Kowaljonok lässt seinen Blick über den Unabhängigkeitsplatz in Kiew schweifen. «Hier hat für mich vor zehn Jahren der Krieg begonnen», sagt der 31-jährige PR-Berater. Seitdem sei in seinem Leben nichts mehr, wie es einmal war. «Der Sommer 2013 war der schönste, den ich hatte.» Dann sei er erwachsen geworden, sagt Kowaljonok.Das erste Mal Angst vor den Sicherheitsdiensten hatte Kowaljonok auf dem Maidan. Und auf dem Maidan habe er auch das erste Mal in seinem Leben Menschen gesehen mit von Granaten zerfetzten Händen.Vor zehn Jahren gehörte der damals 21-Jährige zu der Gruppe Studierender, die die Revolution auslösten. Er war wütend, dass der damalige Präsident Wiktor Janukowitsch das lange geplante Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union nicht unterschreiben wollte.Doch er ahnte nicht, dass die zunächst friedlichen Demonstrationen in brutale Straßenschlachten ausarten sollten. Die Ukraine veränderte sich in der Folge für immer. — Eine «Revolution der Würde»Auf dem Unabhängigkeitsplatz Maidan seien neue Werte geschaffen worden, sagt die Kulturwissenschaftlerin Natalia Kryvda. Nicht ohne Grund bezeichnen die Menschen in der Ukraine die Proteste von damals heute als «Revolution der Würde».Was als Protest für die Annäherung an die EU begann, wurde schnell zu einem Protest für Bürgerrechte, Demokratie und gegen Korruption.»Wir begannen damals als Bürger für uns selbst zu sprechen», erinnert sich Ostap Stasiw. Monatelang harrte der Aktivist zusammen mit zehntausenden Menschen bei bitterkalten Temperaturen in Zelten auf dem Unabhängigkeitsplatz aus, Tag und Nacht. Sie mischten Molotow-Cocktails, bauten Barrikaden und eine Bühne für politische Reden.

 
 

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