… wegen ihres sonderlichen, sehr anmuthigen Gesanges … – Vögel als Imitatoren und Inspiratoren barocker Musik

14.05.2025Alte MusikDeutschlandfunk KulturWolfgang Kostujak —   –  Details

Gioseffo Zarlino

(Wdh. v. 08.05.2012) — Die Imitation des Vogelgezwitschers war in der Barockmusik beliebt. Doch auch eine gegenläufige Bestrebung setzte ein: der Versuch, den Vögeln bestimmte Gesangswendungen durch Musik anzutrainieren. — Im Jahr 1558 bemerkt der italienische Gelehrte Gioseffo Zarlino, dass gute Musik zuallererst auf einer gelungenen «Imitazione della Natura» – also auf einer Nachahmung der Natur – beruht. Zahllose Komponisten seiner Zeit verstehen den Gelehrten ganz wörtlich und imitieren mit musikalischen Mitteln alles, was ihnen an Naturgeräuschen vor die Ohren kommt: vom Donnergrollen über das Meeresrauschen bis zum Vogelgezwitscher. Auf der Wende zum 18. Jahrhundert schlagen musikbegeisterte Zeitgenossen dann erstmals den umgekehrten Weg ein: Sie wollen zeigen, dass auch die Natur in der Lage ist, komponierte Klänge nachzuahmen. Insbesondere Vögel erweisen sich in diesem Zusammenhang als dankbare Projektpartner. Über ganz Europa entwickeln Instrumentenbauer spezielle Flöten und Drehorgeln, von denen sie sich eine besonders manierliche Reaktion aus der Vogelwelt erhoffen, und überall auf dem Kontinent erscheinen Anleitungen zur musikalischen Erziehung von Vögeln im Druck. Zugleich lassen sich viele Komponisten von ihren gefiederten Zeitgenossen inspirieren – wie Wolfgang Amadeus Mozart, der einen zahmen Star sein eigen nennt.

 
 

SK-hehi