Zum Tod von Hans-Thies Lehmann: Nach der Mimesis

18.07.2022NewsSüddeutsche ZeitungPeter Laudenbach —   –  Details

Hans-Thies Lehmann

Sah Theater weniger als Text, mehr als Praxis: Hans-Thies Lehmann, geboren 1944, lehrte bis zu seiner Emeritierung 2010 in Frankfurt am Main. — Er hat das Theater, wie es heute ist, geprägt: Hans-Thies Lehmann, Theoretiker des «Postdramatischen Theaters», ist gestorben. — Dass ausgerechnet ein Theaterwissenschaftler prägend für eine ganze Stilrichtung des Theaters und eine Generation von Theatermachern wird, ist eine rare Ausnahme. Hans-Thies Lehmann war diese Ausnahme. — Gemeinsam mit seiner früh verstorbenen ersten Frau Genia Schulz prägte er in den 1980er Jahren die westdeutsche Rezeption des damals als skandalös geltenden Werkes von Heiner Müller. Mit seinem Buch «Postdramatisches Theater», gleichzeitig eine Bestandsaufnahme neuer Theaterformen und begriffsscharfe ästhetische Theorie, legte Lehmann 1999 eine Art Manifest vor. Es entwickelte fortan enormen Einfluss auf die Debatte und das Selbstverständnis junger Theatermacher, die sich von Drama und Theater als mimetischer Abbildung der Wirklichkeit und Spielern im Dienst ihrer fiktiven Rollen verabschiedet hatten. — Die Verbindung seiner Schüler zu ihrem Lehrer blieb eng. In der Nacht nach dem Bekanntwerden des Todes Lehmanns verschickte Daniel Wetzel von Rimini Protokoll den Videomitschnitt eines Vortrags dieses großen Lehrers. Am 16. Juli ist Hans-Thies Lehmann nach langer schwerer Krankheit im Alter von 77 Jahren in Athen gestorben.

 
 

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