Stimmen der Radiogeschichte: Friedrich Luft

13.10.2023Der Tagrbb kulturMichaela Gericke —   –  Details

Friedrich Luft

Mitten ins Ohr (3/10) — Wenn sie im Radio zu hören waren, blieb nichts als hinzuhören. Eindringlich waren sie: ob samten, rauh, mit rollendem R, melancholisch warm oder heiser – diese Stimmen prägten das Radio. Sie kamen aus dem Feature und aus dem Feuilleton, aus dem Jazz, dem Jugend- und dem Frauenfunk und sie kommentierten das Zeitgeschehen. Michaela Gericke erinnert heute an Friedrich Luft. — «Bis nächsten Sonntag – Sie wissen: Geiche Zeit, gleiche Stelle, gleiche Welle. Herzlich auf Wiederhören.»

Fast 45 Jahre lang verabschiedete sich Friedrich Luft mit diesen Worten. Immer sonntags war er im RIAS – und darüber hinaus – die «Stimme der Kritik», eine knappe Viertelstunde, bis kurz vor 12:00 Uhr. Dann läutete die Freiheitsglocke aus dem Rathaus Schöneberg. — Stimme der Kritik — Geistige Freiheit verkörperte Friedrich Luft von Beginn an ganz persönlich, ganz subjektiv am Mikrofon. Von Februar 1946 an, zunächst aus einem winzigen Studio im Fernmeldeamt in der Schöneberger Winterfeldtstraße:

«Ich werde auf die Pauke hau›n, wo sich Mittelmaß breit macht oder Nichtskönnertum oder Geschäftemacherei – oder die schlimmste der Sünden in der Kunst: die Trägheit des Herzens. Da schlage ich zu, bis wieder wirkliches Herzblut aus dem verhärteten Gestein springt.»

Bloß nie akademisch klingen — Friedrich Luft, 1911 in Berlin geboren, sollte eigentlich wie sein Vater Lehrer werden. In Königsberg hat er studiert, schloss sein Studium aber nicht ab, weil er die Uni verließ, nach einer Schlägerei mit den Nazis, wie er einmal erzählte. — Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Friedrich Luft, der bereits für Zeitungen schrieb, von amerikanischen Besatzern als «unbelastet» fürs Radio ausgewählt. Zwar fanden sie zunächst sein «S» zu scharf, sein Sprechen zu schnell und zu atemlos. Doch Friedrich Luft wollte sein Skript keiner – wie er es nannte – «bügelglatten Profistimme» überlassen – und langsamer sprechen wollte er auch nicht. Er blieb einfach: er selbst. — Nie sollte es akademisch klingen. Mitte September 1984 etwa so:

 
 

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