12.04.2025 – Jazz: News – BR-Klassik – Henning Sieverts — – Details
Herbie Hancock
Zum 85. Geburtstag des Jazzpianisten Herbie Hancock — Auf ihn trifft der inflationär gebrauchte Ausspruch «Musik hält jung» tatsächlich zu: Der amerikanische Meisterpianist Herbie Hancock hat sich bis heute eine geradezu jugendliche Musizierfreude bewahrt, so dass man erstaunt ausrufen möchte: Was, schon der 85.Geburtstag? Wenn man aber die lange und erfolgreiche Karriere Herbie Hancocks Revue passieren lässt, könnte man eher umgekehrt denken: Was, erst der 85.Geburtstag?
»Takin› Off»: So heißt Herbie Hancocks Debütplatte von 1962, und der Titel ist Programm. Die Musik hebt ab, mit coolen Grooves und einfachen, aber starken Melodien.
»Takin› Off» – das galt auch für Herbie Hancocks Karriere, als der Trompeter Miles Davis noch 1962 den damals 22-jährigen Pianisten in sein Quintett berief. Bis 1968 blieb Hancock in dieser grandiosen, stets neugierigen und risikofreudigen Band; ein Versuchslabor, in dem Miles Davis den Musikern rund um Hanock freien Lauf ließ, bis an die Grenzen der Auflösung von Rhythmus und Tonalität.
Kindlich, aber nicht kindisch — Kindlich, aber nicht kindisch — Einen kindlich-neugierigen Spieltrieb bewies Hancock auch, als er ab Ende der 1960er Jahre den akustischen Flügel zunehmend gegen elektronische Tasteninstrumente tauschte. Schon vor seiner Musikerlaufbahn hatte Hancock Elektrotechnik studiert. Hier ist sein früheres Studium der Elektrotechnik von Nutzen. Als die ersten Keyboards und Synthesizer auf den Markt kommen, ist Hancock sofort Feuer und Flamme. «–
Kein Komponist ist so mit der Bratsche verbunden wie Paul Hindemith, keine Musikerin wird so mit diesem Instrument identifiziert wie Tabea Zimmermann. — Obwohl Paul Hindemith ein erfolgreicher Geiger war, wechselte er zur Bratsche. Zuerst als Interpret, dann vor allem als Komponist verhalf er dem unterschätzten Mittelstimmeninstrument mit seinem nobel-zurückhaltenden Klang zu bislang ungeahnter Aufmerksamkeit. In elf seiner Werke steht die Bratsche im Mittelpunkt: in vier Solokonzerten, drei Sonaten mit Klavier und vier Solosonaten. Am berühmtesten wurde «Der Schwanendreher», ein «Konzert nach alten Volksweisen für Bratsche und kleines Orchester», mit dem Hindemith 1935 von einem Deutschland Abschied nahm, das von seiner als «entartet» verfemten Musik nichts mehr wissen wollte. Tabea Zimmermann hat alle Viola-Kompositionen Hindemiths als führende Virtuosin ihres Instruments im Repertoire.
»Chameleon»: Klangfarbe wechselt, Substanz bleibt — Vor allem mit seiner Fusion- und Jazzrock-Band «Head Hunters» wurde Herbie Hancock ab 1973 ein Star weit über das Jazzpublikum hinaus, mit zahlreichen Hits in den Popcharts. Der erste hieß «Chameleon» und beschreibt gut die erstaunliche Fähigkeit des Tastenmagiers, die musikalische Klangfarbe zu wechseln, ohne dass die musikalische Substanz verloren geht. Bis heute ist er ein musikalisches Chamäleon geblieben: Er liebt das funkjazzige Spiel auf den Keyboards und Synthesizern genauso wie die hohe Kunst des feingeistigen Jazzklaviers (übrigens exklusiv an einem Fazioli, dem «Ferrari des Konzertflügels»). — Wer einmal bei einem Konzert erlebt hat, wie Hancock zunächst am akustischen Flügel mit komplexem Modern Jazz brilliert, um dann später mit einem umgehängten Keyboard die Bühne zu rocken – etwa mit seinem Sixties-Hit «Cantaloupe Island», der in den 1990er Jahren in der Dancefloor-Szene eine millionenfache Renaissance erlebte – dann kann man einfach nur mittanzen und sich freuen an der kindlichen Spielfreude eines 85-Jährigen. (…)
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