15.04.2025 – News – Frankfurter Rundschau – Jana Stäbener — – Details
Steve Jobs
Ein Branchen-Insider bemerkt: Apple-Gründer Steve Jobs sagte 1995 etwas, das man heute 1:1 auf die deutsche Automobilbranche anwenden kann. — «Wenn Unternehmen größer werden, dann wollen sie ihren Erfolg wiederholen. Sie denken, der Prozess war magisch, deswegen versuchen sie ihn zu institutionalisieren. Dabei verwechseln sie aber den Prozess mit dem Ergebnis», sagte Steve Jobs in einem Fernsehinterview 1995. Damit warnte der Apple-Gründer bereits vor Jahren, «vor dem, was deutsche Autobauer jetzt zerstört», schreibt Philipp Raasch am 8. April auf Linkedin. — Der Unternehmensberater mit Schwerpunkt Automobilindustrie berichtet in seinem Newsletter «Der Autopreneur» über die Branche, hat unter anderem schon für den Autohersteller Mercedes-Benz gearbeitet, der momentan Stellen abbaut. Viele weitere Unternehmen samt Zulieferbetriebe machen weniger Umsatz, der Automobilstandort Deutschland schwächelt, 2024 gingen fast 19.000 Stellen verloren, zeigt eine Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY.
Deutsche Automobilindustrie: Wenn «starre Prozesse tödlich» werdenAls er das Interview mit Steve Jobs sah, war er «verblüfft», sagt Raasch BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Der aktuelle Stellenabbau in der deutschen Automobilbranche sei «nur ein sichtbares Symptom der tiefergehenden Umwälzungen in unserer Branche». Was Steve Jobs damals über IBM gesagt habe («IBM hat die besten Prozess-Mitarbeitenden der Welt, aber sie haben den Inhalt vergessen»), lasse sich heute «fast wortgleich auf die Autobranche übertragen». — «In der deutschen Automobilindustrie hat sich eine Kultur etabliert, in der der Prozess zum Selbstzweck wurde», sagt Raasch. Man habe sich zu sehr darauf konzentriert, bestehende Abläufe zu perfektionieren, und vergessen, überzeugende Produkte zu schaffen. «Jetzt bricht es uns das Genick.» — Diese «Prozessfixierung» funktioniere hervorragend in stabilen Märkten. Wenn sich aber, wie das aktuell der Fall sei, der Kontext radikal ändere, zum Beispiel beim Thema Elektromobilität, beim autonomen Fahren, oder bei den neuen US-Zöllen, die besonders den Südwesten Deutschlands treffen dürften, seien «starre Prozesse tödlich», sagt der Automobil-Experte. «Wir kämpfen mit Prozessen, während unsere Wettbewerber Produkte entwickeln.» (…)
SK-news