Convertibles ‹Favorite Record› und Erinnerungen an David Thomas

02.05.2025SpielräumeÖ1Johann Kneihs —   –  Details

Hans Platzgumer

Als der Pop crashte: ‹Favorite Record› von Convertible / Hans Platzgumers Abschied von einer toxischen Phase. Und Abschied von einem singulären Sänger

In den 1980ern und frühen 1990ern – seinen jungen Jahren – war der Musiker Hans Platzgumer aus Innsbruck auf dem steilen Weg «nach oben». Wien wie auch Westberlin waren bald zu klein für den Ausnahmegitarristen. Ab 1989 lebte er in New York und machte als Frontman der Band H. P. Zinker in der US-Grunge-Szene Furore. 1995 löste sich die Band in Chaos und Drogen auf. — Seither war und ist Hans Platzgumer auf ruhigere Art musikalisch tätig: als vorübergehendes Mitglied der Goldenen Zitronen, als Komponist von Film- und Theatermusik, als Produzent und Songwriter in einer Vielzahl von Bandprojekten. Er hat aber auch als Autor reüssiert, zunächst mit dem autobiografischen Bericht «Expedition: Die Reise eines Underground-Musikers in 540 KB», in der Folge mit einer Reihe von Romanen. — 30 Jahre nach dem turbulenten Ende von H. P. Zinker ist jetzt Platzgumers Essay «What Goes Up Must Come Down – Kleine Geschichte der Popmusik» erschienen – so wie zeitgleich eine neue Veröffentlichung seiner Band Convertible. Sie ist das achte und «ultimative» Album, wie Platzgumers Ankündigung lautet – also möglicherweise das letzte Produkt der langjährigen Zusammenarbeit mit Texterin Hannah MacKenna, realisiert von Sänger und Komponist Platzgumer mit weiteren Instrumentalisten. — «Heb› die Nadel (von der Platte), dieses Stück ist schon zu oft gespielt worden. Wir sind in der Rille steckengeblieben – dort, wo alles schiefgegangen ist.» – So heißt es in einem der mehrdeutigen Songs. Das Album «Favorite Record» lässt sich auf mehrfache Weise hören: als Bilanz einer toxischen Beziehung, Kommentar zu schieflaufenden gesellschaftlichen Entwicklungen und/oder als Abgesang auf eine bestimmte Art und Phase der Popmusik. — Eine markante Stimme der letzten fünfzig Jahre ist verstummt: jene von David Thomas, Sänger, Texter und Mastermind des Phänomens Pere Ubu. Die Band aus Cleveland, benannt nach dem grotesken Theaterstück Roi Ubu, nahm Post-Punk und New Wave vorweg. 1975 erschien die erste Single «30 Seconds Over Tokyo», 19 LPs und zahlreiche Live-Alben folgten – «Avant-Garage»-Songs mit experimentellen Texten und Sounds, beispielsweise mit Geräuschen angereichert. — Der Autodidakt David Thomas verweigerte sich Konventionen; zur Zeit der Punk-Bewegung trat er in Anzug und Krawatte auf. Seine Konzerte waren Erlebnisse. Insgesamt, mit Pere Ubu und weiteren Bands, nahm David Thomas über 30 Studioalben und eine kaum überschaubare Zahl von Live-Alben auf. Am 23. April starb er mit 71 Jahren in Brighton and Hove, England, seiner Wahlheimat seit über 30 Jahren, während er das 20. Album von Pere Ubu finalisierte

 
 

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