Volker Ullrich: Acht Tage im Mai (8/15)

14.05.2025Lesunghr2 kulturVolker Ullrich: —   –  Details

Volker Ullrich

«Leute laufen betreten durch die Straßen. Die kurze Pause im Geschichtsunterricht macht sie nervös. Die Lücke zwischen dem Nichtmehr und dem Nochnicht irritiert sie» – notierte Erich Kästner einen Tag vor Ende des Zweiten Weltkriegs in sein Tagebuch. Was in dieser gefühlten Lücke tatsächlich geschah, davon erzählt dieses Sachbuch. Wir senden eine gekürzte Hörfassung zum Jahrestag der Befreiung.

Volker Ullrich kann Geschichte erzählen: Der Historiker und Journalist zeichnet die dramatische Umbruchphase zwischen dem Untergang der Nazidiktatur und dem Anfang der deutschen Nachkriegsordnung nach. Sein Panorama beginnt am 30. April 1945. Im Tiefbunker unter der Alten Reichskanzlei begehen Adolf und Eva Hitler Selbstmord. Wenige Stunde später hissen sowjetischen Truppen auf dem Dach des Reichstags die Rote Fahne. Testamentarisch bestimmte Hitler den Chef der Marine zu seinem Nachfolger, Großadmiral Dönitz. Die folgenden Tage werden die großen programmatischen und personellen Kontinuitäten der Regierung Dönitz zum NS-Regime belegen. — Neben der Geschichte der politisch Handelnden, erzählt Volker Ullrich aber auch die vielen anderen Geschichten: Aus Berlin, Hamburg, Köln, München oder dem kleinen Demmin, wo die Selbstmordrate in die Höhe schnellt. Er berichtet von so unterschiedlichen Personengruppen wie Soldaten, Flüchtenden, Kriegsgefangenen, Displaced Persons und den Hundertausende von KZ-Häftlingen, die noch auf Todesmärsche gezwungen werden. Und er verfasst Miniaturen zu Persönlichkeiten, die erst in der Nachkriegsgeschichte größere Bedeutung erlangten, wie Konrad Adenauer, Willy Brandt oder Helmut Schmidt. Es wird deutlich: Nur scheinbar steht in diesen Tagen die Geschichte still, tatsächlich überschlagen sich die Ereignisse. — Am Mittag des 7. Mai wird die militärische Kapitulation Deutschlands im Radio bekannt gegeben, am Abend des 8. Mai 1945 tritt sie in Kraft. Angesichts der materiellen und moralischen Zerstörung wird es noch lange dauern, bis die Demokratie in Deutschland wieder Fuß fasst.

 
 

SK-hehi