19.05.2025 – News – Focus Online – Tagesspiegel / Miriam Rathje, Yulia Valova — – Details
Nato-Soldat
Neue Soldatenunterkünfte, Eisenbahnlinien und Panzerlager: Russland baut die Infrastruktur entlang der finnischen Grenze massiv aus. Militärexperten sind besorgt. — Symbolbild: Ein französischer Nato-Soldat bei einer Nato-Übung auf einem Truppenübungsplatz in Smardan.
Die russische Armee verstärkt derzeit offenbar die Militärpräsenz an der Grenze zu Finnland. Das geht aus neuesten Satellitenbildern hervor, die von der finnischen Zeitung «Helsinki Times» veröffentlicht wurden. Die Aufnahmen sollen demnach eine deutliche Zunahme russischer Militäraktivitäten an der Ostflanke der Nato zeigen. — Analysten berichten von neuen Zelten, Militärfahrzeugen und ausgebauten Infrastrukturen auf mehreren Basen, unter anderem in Kamenka, Petrosawodsk, Seweromorsk und auf dem Militärflugplatz Olenja. — Der finnische Militärexperte Emil Kastehelmi erklärt, dass diese Maßnahmen auf eine mögliche Stationierung von Zehntausenden Soldaten in den kommenden Jahren hindeuten könnten.
— – Zwar sei das Risiko eines direkten Konflikts derzeit gering, jedoch erfordere die Lage eine kontinuierliche Beobachtung. «Dies ist ein Zeichen zunehmender Aktivität», betont der Analyst.
Wie Russland die Militärstützpunkte an der Nato-Ostflanke ausbautDie Satellitenbilder wurden von dem US-amerikanischen Geoanalyseunternehmen «Planet Labs PBC» ausgewertet. Vergleicht man die jüngsten Aufnahmen mit Satellitenbildern vom 14. Mai 2022, dann lässt sich vor allem eine Standorterweiterung im Gebiet rund um Kamenka feststellen. — Demnach wurden in den letzten drei Jahren mehr als 130 neue Militärzelte in der russischen Basis errichtet, die nur etwa 56 Kilometer von der finnischen Grenze entfernt liegt. Berichten zufolge sollen die neuen Unterkünfte in Kamenka etwa 2000 Soldaten Platz bieten. — Im Militärstützpunkt nahe der Stadt Petrosawodsk, der nur 160 Kilometer östlich der finnischen Grenze entfernt liegt, wurden demnach drei neue Lagerhallen errichtet, die jeweils Dutzende von gepanzerten Fahrzeugen beherbergen können. Nach Auswertung der Satellitenbilder sollen sich derzeit vier weitere Anlagen im Bau befinden. — Die Aufnahmen lassen darauf schließen, dass der russische Luftwaffenstützpunkt Seweromorsk-2 aktuell ausgebaut wird. Mehrere Militärhubschrauber sind auf den Satellitenbildern zu sehen. Militärexperten vermuten, dass die Landebahn derzeit für Kampfjets vorbereitet wird. Auch auf dem Luftwaffenstützpunkt Olenya wurden militärische Aktivitäten festgestellt. Aktuell startet Russland von hier aus strategische Bomber für Angriffsflüge auf die Ukraine.
Berichte über neues «Rückgrat der russischen Armee» in PetrosawodskBereits Ende April hatte das «Wall Street Journal» unter Berufung auf Informationen von westlichen Militär- und Geheimdienstvertretern von einem Ausbau des russischen Militärstützpunktes Petrosawodsk berichtet. — Den Militärexperten zufolge soll hier ein neues Armeehauptquartier entstehen, das bereits in den nächsten Jahren Zehntausende Soldaten beherbergen könnte. Die dort stationierten Truppen sollen dem Bericht zufolge «das Rückgrat der russischen Armee» bilden, und sich in dem Stützpunkt «auf die Konfrontation mit der Nato vorbereiten».
Finnischer Major: «Wenn man sieht, dass sie neue Gleisköpfe bauen und alte renovieren, sollte man aufmerksam werden»Dem «Wall Street Journal» zufolge verlegt Russland entlang der Grenzen zu Finnland und Norwegen sowie südlich von St. Petersburg bis zur estnischen Grenze neue Eisenbahngleise. Demnach werden bereits bestehende Bahnstrecken aktuell weiter ausgebaut. — Der finnische Major Juha Kukkola beobachtet die Entwicklungen mit Sorge: «Wenn man sieht, dass sie neue Gleisköpfe bauen und alte renovieren, sollte man aufmerksam werden.» — In Sputnik, im Murmansker Bezirk Pechengsky ganz im Norden des Landes und unmittelbar an der Grenze zu Finnland gelegen, soll eine weitere Militärstadt entstehen, heißt es in dem Bericht. In St. Petersburg wird derzeit ein Militärkrankenhaus umfassend saniert.
Militärexperten besorgt über Russlands AktivitätenDer polnische Verteidigungsminister W adys aw Kosiniak-Kamysz betonte kürzlich in einem Interview, dass die Nato «ein starkes Bündnis» bleiben muss. — In dem Zusammenhang forderte er ein starkes Kommandosystem und den Ausbau gut ausgerüsteter Streitkräfte. «Wir haben nicht mehr viel Zeit», warnte Kosiniak-Kamysz. — Auch Schwedens Verteidigungsminister Michael Claesson sieht in den jüngsten Aktivitäten entlang der russisch-finnischen Grenze eine Reaktion des Kreml auf die jüngsten Nato-Erweiterungen.
— – Während Schweden dem Bündnis am 7. März 2024 als 32. Mitglied beitrat, ist Finnland bereits seit dem 4. April 2023 Nato-Mitglied. Der Schwede Claesson warnt: «Als wir die Nato-Mitgliedschaft beantragten, sagte Russland, es würde solche Schritte unternehmen. Jetzt erleben wir, wie das passiert.» — Der russische Verteidigungsanalyst Ruslan Puchow vermutet hingegen, dass Russland sich nach dem Krieg gegen die Ukraine gegen Nato-Staaten wenden könnte: «Wenn die [russischen] Truppen [aus der Ukraine] zurückkehren, werden sie über die Grenze auf ein Land blicken, das sie als Gegner betrachten».
— – Er warnt: «Die Logik des letzten Jahrzehnts zeigt, dass wir mit einem Konflikt mit der Nato rechnen müssen.»
Das Original zu diesem Beitrag «Russland baut Militärbasen aus: Satellitenbilder zeigen «zunehmende Aktivität» an Nato-Ostflanke» stammt von Tagesspiegel.»
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