Die Legende aus Sicht des Lehrlings /

27.05.2025NewsSüddeutsche ZeitungMichael Stallknecht —   –  Details

Benjamin Appl / Dietrich Fischer-Dieskau

Dietrich Fischer-Dieskau, der prägendste Bariton des 20. Jahrhunderts, wäre in diesen Tagen 100 Jahre alt geworden. Eine sehr private Dokumentation seines Schülers Benjamin Appl entwirft das Bild eines schüchternen Narzissten. — Den «bedeutendsten Sänger des Jahrhunderts» hat ihn Leonard Bernstein genannt, des vergangenen, versteht sich. Das war, typisch Lenny, vielleicht denn doch etwas übertrieben. Aber einer der prägendsten ist Dietrich Fischer-Dieskau, der an diesem Mittwoch seinen einhundertsten Geburtstag feiern würde, geblieben, unüberhörbar als Vorbild bei vielen Sängern auch der jüngeren Generation. Schon deshalb, weil er der am häufigsten aufgezeichnete ist. Mehr als fünfhundert Seiten umfasst eine im Jahr 2000 erstellte Liste der Einspielungen, darunter fast alles, was es für Bariton in der Oper zu singen gibt. Doch prägend bleibt er bis heute vor allem in der intimeren Form: dem Kunstlied für Stimme und Klavier, dem er ein so großes Publikum gewann wie niemand zuvor und in der Gegenwart wieder niemand mehr. Daneben malte er und schrieb zahlreiche Bücher, über Schumann und Debussy, Goethe und Brahms, im Gegensatz zu anderen aber nur selten über sich selbst, die knappen autobiografischen Skizzen in «Nachklang» ausgenommen. — Schüler und Lehrer: Benjamin Appl und Dietrich Fischer-Dieskau bei der Schubertiade 2010. (…)

 
 

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