29.06.2025 – Kulturfeature – WDR 3 – Lorenz Hoffmann — – Details
Der Brocken
Im September 1824 wandert ein Göttinger Student durch den Harz. Der romantische, im Ton aber ironische Text, den der 26jährige darüber verfasst, wird später als erster Teil der „Reisebilder“ erscheinen und den literarischen Ruf Heinrich Heines begründen. — Der Wanderer Harry Heine steht vor einer Entscheidung: Sein Jura-Studium ist bald beendet. Will er danach eine Chance auf einen Job in Preußen haben, als Beamter oder Dozent, muss er zum Christentum konvertieren. Aber wäre das nicht Verrat an seiner Herkunft? An der jüdischen Tradition, die ihn seit einigen Jahren intensiv beschäftigt? Ein Dreivierteljahr nach der Wanderung, am 28.06.1825, wird Harry durch Taufe zu Heinrich. Sein Ringen um diese Entscheidung und die Bitterkeit darüber, sie treffen zu müssen, durchziehen den Subtext der Reisebilder aus dem Harz – gut versteckt zwischen den Beschreibungen von sprudelnden Flüsschen, wandernden Philistern und frommen Hirten. Zweihundert Jahre nach Heine wandert Lorenz Hoffmann zum Kreuz auf dem Ilsenstein, steigt in die Gruben von Clausthal hinab, macht deutsch-deutsche Begegnungen in einem irgendwie schon wieder gespaltenen Land, denkt über Ungleichheiten und Ungleichzeitigkeiten nach und sucht an der Göttinger Universität nach den Spuren H. Heines.
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