Neue Alben von Kae Tempest, Lizzo und Public Enemy

03.07.2025Nachtmix: Die Musik von MorgenBayern 2Ann-Kathrin Mittelstraß —   –  Details

DJ Manny

Immer donnerstags: die Musik von morgen, der Neuheiten-Check im Nachtmix. Diesmal dabei: Kae Tempest, Rapper, Poet und Theaterautor aus London. Nach seiner Transition zum Transmann hören wir ihn auf seinem fünften Album «Self Titled» jetzt mit tiefer Stimme, auf einem Song auch nochmal im Duett mit seinem früheren Ich, als er noch unter dem Namen Kate Tempest unterwegs war. Ein persönliches Album über die eigene Befreiung. Popstar und Body-Positivity-Ikone Lizzo arbeitet derweil an einem Comeback. Nach den Vorwürfen ehemaliger Angestellter, sie würde ein feindseliges Arbeitsumfeld schaffen mit Mobbing und sexueller Belästigung, ist ein neues Album in der Mache. Bis dahin gibt›s jetzt aber erstmal ein Überraschungsmixtape, das sie in nur wenigen Tagen aufgenommen hat und auf dem sie zurückgeht zu ihren Wurzeln: sie rappt und hat hörbar Spaß daran. Ebenfalls überraschend haben die Rap-Veteranen Public Enemy ein neues Album veröffentlicht, auf dem sie u. a. Ageism, also Altersdiskriminierung verhandeln. Weitere Neuheiten kommen von dem Londoner Elektro-Produzenten Rival Consoles, dem Footwork-Artist DJ Manny aus Chicago und den irisch-amerikanischen Folk-Punks Dropkick Murphy. Außerdem von Nilüfer Yanya, BC Camplight, Zoh Amba und Gelli Haha.

DJ Manny – Make You Dance EP Footwork – das ist ein Tanzstil, der Mitte/Ende der 80er in Chicago entstanden ist und bei dem es darum geht, die Füße in rasend schnellen und komplizierten Schritten zu bewegen – auch bei Wettbewerben. Davon inspiriert ist später, Ende der 90er, dann das Musikgenre Footwork entstanden – mit Elementen von House, HipHop und Drum›n›Bass. Charakteristisch sind vor allem die schnellen, gegeneinander laufenden Rhythmen und Synkopen. DJ Manny, geboren und aufgewachsen in der Chicagoer Southside, hat schon mit zehn Jahren angefangen, Footwork zu tanzen. Insofern weiß er genau, worauf es ankommt, wenn er Footwork-Tracks produziert. Er ist Teil des Teklife Kollektivs, das einst von seinem Mentor, dem Footwork-Pionier DJ Rashad, gegründet wurde. Auf seiner neuen EP «Make You Dance» zeigt sich der Chicagoer Produzent super vielfältig: «Step on Shit Like» ist ein düsterer Track mit tiefer Bassline. Mein Highlight ist das Stück «Groovy». Hier mischt er eine entspannte, jazzige Klaviermelodie, ein schön schmalziges Saxophon und sogar noch Vocal-Samples unter die zappeligen Beats, die dann nach und nach auszappeln. Und «Shake Sexy 23» macht einen mit den abgehackten Vocals und unwiderstehlich shuffelnden Beats so schön kirre, dass man den Track sofort nochmal hören muss! (8,5 von 10 Punkten)

Zoh Amba – Sun Vom hibbeligen Footwork jetzt zum Jazz – genauer: zum Free Jazz. Der kann die Nerven zuweilen strapazieren, aber er kann sie auch sehr schön fordern. Wer seit ein paar Jahren ganz oben steht, auf der Liste der spannenden neuen Namen in dieser Ecke: Zoh Amba. Eine Tenor-Saxophonistin aus Tennessee, die mittlerweile in New York lebt. Ihr Spiel wird in der Tradition des Free-Jazzers Albert Ayler gesehen, dessen Musik sie als Teenager entdeckt hat. Den verstorbenen deutschen Jazzer Peter Brötzmann nennt sie ihren «spirituellen Mentor» und dankt ihm auf ihrem neuen Album «Sun». Das beginnt mit dem zugänglichen Stück «Fruit Gathering». Das klingt ein wenig wie dieses Trompetensignal, das das US-Militär immer bei — Beerdigungen spielt, «Taps». Zoh Amba kann, wie hier zu hören, ihr Tenorsaxophon wunderbar zärtlich klingen lassen, ähnlich wie ein Alabaster DePlume. Aber lieber noch lässt sie es wie ein wildes Tier klingen, das sich aufbäumt, fürchterlich leidet oder kurz vor dem Verenden ist. Wirklich wild! Das muss man wissen und mögen. Aber auch als jemand, die sich mit Free Jazz manchmal schwer tut, bin ich ganz schön begeistert von dieser unbändigen Kraft, die von Zoh Ambas Spiel – und ihrer Band – ausgeht. Live bestimmt eine Wucht. (8,2 von 10 Punkten)

 
 

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