Psychiater, Revolutionär, Denker der Dekolonisierung – Eine Lange Nacht über Frantz Fanon *100

19.07.2025Lange NachtDeutschlandfunkManuel Gogos —   –  Details

Frantz Fanon

Der Psychiater Frantz Fanon gilt als umstrittener Vordenker einer postkolonialen und antirassistischen Bewegung. Seine Theorie der weltweiten Unterdrückung formuliert er aus dem Blickwinkel derer, die – wie er selbst – Opfer von Rassismus wurden.

Frantz Fanon (1925-1961) verkörpert viele Rollen: antikolonialer Freiheitskämpfer und politischer Aktivist, Psychiater und Rassismuskritiker, Vordenker der Dekolonisierung, existenzialistischer Philosoph. Fanon war selbst Kind eines Imperiums – der Kolonialherrschaft der Franzosen. Auf Martinique aufgewachsen, schließt er sich im Zweiten Weltkrieg gerade 18-jährig der französischen Armee in ihrem Kampf gegen die Naziherrschaft an. Um dann als man of colour selbst auch unter Franzosen Rassismus zu erfahren. Nach dem Krieg studiert Fanon Psychiatrie – fast sein ganzes Erwachsenenleben lang arbeitet er in Kliniken, überwacht die Krankheitsverläufe seiner Patienten. Seine Theorie der weltweiten Unterdrückung formuliert er aus dem Blickwinkel derer, die – wie er selbst – Opfer von Rassismus wurden. In seinem Buch «Schwarze Haut, Weiße Masken» (1952) interpretiert er die Minderwertigkeitsgefühle kolonisierter Menschen als psychische Reaktionen auf ein Trauma. Und in seinem berühmten Manifest «Die Verdammten dieser Erde» – zu dem Jean Paul Sartre das Vorwort schrieb – rechtfertigt Fanon Gewalt als legitimes Mittel, dieses Trauma zu überwinden. Fanon hat Politik und Psyche theoretisch zusammen gedacht und praktisch zusammen gebracht. Am Ende seines Lebens ist er – mit gerade einmal 36 Jahren – Wortführer und wichtigster Stichwortgeber einer weltweiten postkolonialen und antirassistischen Bewegung. Jean-Paul Sartre bewundert ihn, ebenso wie der argentinische Freiheitskämpfer Che Guevara. Vertreter der 1968er-Bewegung berufen sich auf ihn, ebenso wie die Bewegungen für «Black Power» und «Black Lives Matter». Die «Lange Nacht» würdigt sein kurzes, aber atemberaubend dichtes Leben und seine ungebrochene Aktualität.

 

 
 

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