Die Seele am Faden – Weltstar Friedemann Vogel verzaubert

15.07.2025NDR KulturNDR KulturAnnette Matz —   –  Details

Friedemann Vogel

Friedemann Vogel gilt als Ausnahmetänzer – der international gefeierte Ballettstar stand am Montag auf der Bühne der Hamburgischen Staatsoper: Sein Programm “Die Seele am Faden” – eine Solo-Tanzperformance – zog alle in ihren Bann.

Eingeladen zu den 50. Hamburger Ballett-Tagen wurde Friedemann Vogel noch von dem umstrittenen und inzwischen verabschiedeten Intendanten Demis Volpi. Vogel gilt als Ausnahmetänzer. Sein Programm heißt “Die Seele am Faden” – eine Solo-Tanzperformance, wie sie auf der riesigen Bühne der Staatsoper sicher so noch nicht zu sehen war. Zu Beginn kommt von der schwarzen, leeren Bühne nur ein schweres, fast unheimliches Atmen. In der Mitte sitzt Tänzer Friedemann Vogel. Wie von unsichtbaren Fäden bewegt, setzt er sich langsam auf, wird agiler in dem großen Raum. — Damit beginnt eine Stunde Tanzperformance. Kraftvoll, tanztechnisch fast übermenschlich präzise, scheinbar jeden austrainierten Muskel nutzend, nimmt uns Friedemann Vogel mit auf eine besondere Reise. Immer wieder ist er als ein riesiger Avatar im Bühnenhintergrund zu sehen. Ganz nah wirkt die digitale Figur. Davor unterschiedliche Szenen zwischen Gehen, Sprüngen und Fliegen. Vogel ist gleichzeitig Marionette und befreiter Tänzer.

Performance fasziniert von Können Vogels Mit der Zeit entwickelt sich eine immer größere Magie auf der halbdunklen Bühne, die das Publikum begeistert: “So einen Tänzer habe ich tatsächlich noch nie gesehen. Diese Körperbeherrschung, diese Kreativität – einzigartig”, äußert sich eine Zuschauerin begeistert. Eine weitere Zuschauerin zeigte sich tief berührt von der Entwicklung, der Spannung und dem

Text über Marionetten von Heinrich von Kleist als Basis Inspiriert ist der Abend von Heinrich von Kleists kurzer Erzählung “Über das Marionettentheater”. Der Text ist über 200 Jahre alt. Er stellt die These auf, dass Marionetten eine natürliche Grazie haben, also die anmutigeren, besseren Tänzer sind, weil ihnen das Bewusstsein fehlt. Außerdem hängen sie an Fäden, die die Schwerkraft überwinden. Noch ein Vorteil. Vermeintlich jedenfalls.

Wann verschmelzen Körper und Seele? Kann das Künstliche berühren? Wie entsteht Anmut aus professioneller Tanzroutine? Wann gibt es kein Nachdenken mehr, wann verschmelzen Körper und Seele? Damit setzen sich Friedemann Vogel und sein Team an diesem Abend auseinander. Das Projekt hat der 45- Jährige zusammen mit seinem Partner, dem bildenden Künstler und Choreografen Thomas Lempertz entwickelt. Begleitet wird der Abend von Atmen und Herzschlägen, mit Musik zwischen John Cage und Bach, aber auch mit eigens komponierten Stücken, live eingespielt von der Musikerin Alisa Scetinina.

Bravo-Rufe und Standing Ovations nach Vogels Performance — Friedemann Vogel ist seit mehr als 20 Jahren Erster Solist beim Stuttgarter Ballett und vielgefragter Tänzer auf der ganzen Welt. Weil Routine für einen Künstler nicht gesund ist, ist Vogel immer auf der Suche danach, was Neues zu entwickeln. Das sagt er später im Nachgespräch, das wegen des großen Andrangs übrigens statt im kleinen Rangfoyer in den Zuschauerraum verlegt werden musste. Mit diesem ungewöhnlichen, gar nicht so leicht zugänglichen Projekt hat Friedemann Vogel sich in manche Zuschauerseele getanzt. Am Schluss gab es Bravo-Rufe und es hielt niemanden mehr auf den Sitzen.

 
 

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