Friederike Mayröcker war ihr eigenes Gesamtkunstwerk. In ihrer Wiener Papierhöhle schrieb und zeichnete sie ein Leben lang

12.07.2025NewsNZZRoman Bucheli —   –  Details

Friederike Mayröcker

Sie war eigenwillig bis zur Verschrobenheit und radikal in ihrer Dichtung wie wenige. Das Zürcher Literaturmuseum Strauhof zeigt Friederike Mayröckers Lebenswerk in einer grossartigen Ausstellung. — Friederike Mayröcker hält sich ein gezeichnetes Selbstporträt vors Gesicht. Undatierte Fotografie. — Das Chaos in ihrer Wiener Wohnung war legendär. Gelegentlich sah man Bilder ihres Arbeitszimmers. Es sah aus wie ein Zwischenlager für Altpapier. Wo immer Platz war, lagen Zettel und Blätter, haufenweise, ohne sichtbare Ordnung: im Bücherregal, auf den Polstersesseln, in Wäschekörben, mit Wäscheklammern an der Fernsehantenne festgemacht. Dazwischen sass irgendwo die Dichterin an ihrer Hermes Baby. Wenige haben es mit eigenen Augen gesehen, denn Friederike Mayröcker liess seit vielen Jahren fast nur noch Vertraute in ihre Wohnung. Vermutlich nicht darum, weil es ihr peinlich gewesen wäre. Sie wollte nur ihre Besucher nicht in Verlegenheit bringen. (…)

 
 

SK-news