Die Vielstimmigkeit des postsowjetischen Kulturraums (2) — Tower of Babel

22.08.2023Zeit-TonÖ1Marie-Therese Rudolph —   –  Details

Tower of Babel

Tower of Babel. Das Klangforum Wien mit zwei Konzerten beim 40. Internationalen Musikfest — «Tower of Babel», der «Turm zu Babel» ist der aussagekräftige Titel des Schwerpunkts mit zwei Konzerten und einer Podiumsdiskussion, den das Klangforum Wien im Juni 2023 im Wiener Konzerthaus gestaltet hat. Mit diesem diskursiven Konzept wurde zu einer Auseinandersetzung mit dem postsowjetischen Kulturraum angeregt, der durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine vor neuerliche Identitätsfragen gestellt wird. — Nichts weniger als «die Vermessung einer Landkarte des Neuen in der Musik im postsowjetischen Raum» hat sich das Klangforum Wien mit seinem Intendanten Peter-Paul Kainrath vorgenommen, um der Vielsprachigkeit und den verschiedenen künstlerischen Perspektiven eine Plattform zu bieten: Das Ensemble präsentiert aktuelle Kompositionen aus Ländern des Baltikums, des Kaukasus, Russlands, Belarus› und der Ukraine. Peter-Paul Kainrath, Intendant des Klangforum Wien, möchte in «dieser geopolitisch aufgeladenen Zeit», den «Wahrnehmungsraum mit seinen unterschiedlichen Positionen vergrößern». Im Rahmen der begleitenden Podiumsdiskussion wurde der Begriff des «postsowjetischen Raumes» als für junge Komponisten Komponistinnen identitätsstiftendes Konstrukt kontrovers diskutiert und hinterfragt. — Insgesamt neun Werke wurden an zwei Abenden interpretiert. Vorgestellt wurde etwa die aus St. Petersburg stammende Dariya Maminova, die in ihren Kompositionen und als Sängerin mit Musik aus Afrika, mit Popularmusik und Gedichten, wie in «I don›t know whether the Earth is spinning or not .» des Futuristen Welimir Chlebnikow experimentiert. Der russische Komponist Alexander Khubeev greift in seinem neuen Stück mit dem Titel «Gedankenverbrechen» einen Begriff aus George Orwells dystopischen Roman «1984» auf. Khubeev bezieht sich in seinem Werk auch auf Persönlichkeiten, die wegen ihrer Überzeugung ermordet wurden. — Der in Berlin und im belarussischen Minsk lebende Komponist Valery Voronov schreibt über sein Stück «Gigantomania» für Tam Tam solo: «Es ist der Versuch, ein Ereignis zu beschreiben, das niemand jemals sah – die Erschaffung der Welt. Jede Kultur und jeder Mensch hat seine eigene Vision dieses unvorstellbaren Ereignisses.» Dazu kam ein Sextett für Streichquartett und zwei Klaviere des Komponisten Mikheil Shugliashvili, für viele der «Xenakis Georgiens». Seine Werke wurden 2019 im Rahmen des ORF musikprotokoll im steirischen herbst erstmals in größerem Rahmen präsentiert, nachdem Ö1 im Rahmen seiner Recherchen für «Nebenan – Erkundungen in Europas Nachbarschaft» in Tiflis auf diese Partituren gestoßen war. — Die Live-Mitschnitte der «Tower of Babel»-Konzerte mit Kompositionen von Age Veeroos (1973), Valery Voronov (1970), Alexey Sysoev (1972), Jamilia Jazylbekova (1971), Alexander Khubeev (1986), Dairya Maminova (1988), Mikheil Shugliashvili (1941-1996), Anna Korsun (1986), Asia Ahmetjanova (1992) und Aram Hovhannisyan (*1984) werden in drei «Zeit-Ton»-Sendungen zu hören sein.

 
 

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