Musikalischer Maßstab Unterwegs mit dem Musikperformer Sven-Åke Johansson

10.07.2025Neue MusikDeutschlandfunk KulturBeate Becker —   –  Details

Sven-Åke Johansson

Deutschlandfunk Kultur 2019 — Musik, Zeichnung, Poesie – die experimentelle Kunst von Sven-Åke Johansson kannte keine Metiergrenzen. Doch vor allem interessierte sich der gebürtige Schwede für den Klang der Dinge. Am 15. Juni 2025 ist er in Berlin gestorben. — Sven-Åke Johansson streicht mit dem Bassbogen Pappkartons (2018)

Im Kreuzberger Atelier von Sven-Åke Johansson hängt ein vergrößerter Stadtplan von Berlin. Rote Punkte markieren die Spielstätten, an denen er in den letzten 50 Jahren in der Hauptstadt gewirkt hat. — Es sind über 120 Orte, von A wie „ausland“ bis Z wie „Zodiak“, an denen der Musiker unter anderem mit Schlagzeug, Akkordeon, Pappen, Geigenbogen und Feuerlöschern öffentlich aufgetreten ist. Fein säuberlich ist jeder Punkt mit einer Zahl versehen und in einem Beiblatt sind die zugehörigen Adressen aufgelistet.

Musik für Konzertsäle und Hinterhöfe — Einen Unterschied zwischen Orten der Hochkultur und Underground- und Clubkultur machte Sven-Åke Johansson nicht. Das, was er mit unstillbarer Neugier erforschte und aufführte, nannte er neue „Neue Musik“. — Der 1943 im schwedischen Mariestad geborene Sven Åke Johansson war Komponist, Musiker, Poet und Autor. — Seiner künstlerischen Herkunft nach im Bereich der Bildenden Kunst angesiedelt, hatte er den Weg zur Musik nicht über den hierarchischen Weg akademischer Bildung eingeschlagen. Zur Klangkunst kam er vielmehr, indem er versuchte, seine bereits in anderen Bereichen erworbene expressive Kompetenz auf die Musik zu übertragen.

Der Klang der Dinge Es sind weniger die strukturellen oder konstruktiven Aspekte, die ihn beim Komponieren interessierten. Für Johansson war es oft buchstäblich der „Klang der Dinge“, der ihn am meisten beschäftigte. So findet man des öfteren ungewöhnliche Klangobjekte, wie Gurken, Traktoren und Pappkartons. Und da, wo er sich mit herkömmlichen Instrumenten begnügt, verkörpern die Klänge so etwas wie personale Stimmen, die aus den Instrumenten herauszutreten scheinen. — Seine Musik bedient keine traditioneller Topoi. Sollten sie dennoch vorkommen, sind sie allenfalls als Zitat, als Mittel zur Verfremdung zu verstehen. Das zentrale Thema seiner experimentellem Musik umfasste Fragen der Wahrnehmung: Von welchen Bedingungen hängt es ab, wie wir Musik wahrnehmen? Deshalb wurde Sven-Åke Johansson zum Gestalter von Kontexten.

Überraschungsmomente Mit unterschiedlichen Mitteln versuchte er, die Wahrnehmung des Publikums in eine bestimmte Richtung zu lenken, um sie dann mit einer unvorhergesehenen Wendung des musikalischen oder visuellen Geschehens zu konfrontieren. Dass seine Aufführungen immer auch ins Visuelle ausstrahlen, gehörte zum Konzept des Performers.

 
 

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