13.03.2024 – News – Zeit Online – Elisabeth von Thadden — – Details
Scham und Unwissenheit
Die Scham des Nichtwissens ist in allen Verästelungen des Alltags zu spüren. Mit ungemütlichen Folgen. — Als auf dem Bildschirm die Warnung aufblinkte, der Computer sei leider gehackt worden, hier spricht Microsoft, er möge ohne Verzug diese Nummer anrufen, um die Daten zu retten, da hat er sie angerufen, ländliche Vorwahl, nichts Asiatisches. Und schon nahm das Unglück seinen Lauf. Noch drei Klicks, und der Laptop war im Eimer. Betrüger am Werk. So peinlich. — Der Mann, der das erzählt, ringt um Fassung. Ein gestandener Kerl, Ende 60, Arzt, aus einer holsteinischen Kleinstadt, ansehnliches Lebenswerk. Kooperativ, zugleich solide Bereitschaft zur Eigenverantwortung. Seine Devise lautet üblicherweise: Kriegen wir hin. Der Betrüger indes kennt genau diesen Mechanismus sehr gut, so funktioniert das Spiel mit der Scham. Er hat den Betrogenen gewissermaßen an sich selbst stranguliert, an dessen Ansprüchen und Idealen. Die Folge: Der Mann ist zutiefst beschämt.
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