04.05.2025 – Interpretationen – Deutschlandfunk Kultur – Uwe Friedrich — – Details
Omer Meir Wellber
(Wdh. v. 10.06.2018) — Beide Teile von Goethes «Faust» an einem Abend, und das auf der Opernbühne. Arrigo Boito hatte sich mit seiner Vertonung viel vorgenommen – zu viel? — Die Uraufführung 1868 in der Mailänder Scala dauerte fünfeinhalb Stunden und war ein Misserfolg: Bis in den frühen Morgen diskutierten enttäuschte Opernfans, was ihnen am «Mefistofele» missfiel. Der 26-jährige Literat, Bohemien und Hobbykomponist Arrigo Boito (1842-1918) hatte sich offenbar zu viel vorgenommen: Den ganzen «Faust» Johann Wolfgang von Goethes wollte er zur Oper machen, eine neue Art der Textdichtung kreieren und nebenbei die mal wieder in der Krise befindliche italienische Oper reformieren. Die vermeintlichen Schwächen dieser Oper sieht der Dirigent Omer Meir Wellber allerdings als Stärken, und folgerichtig ist für ihn Boitos «Mefistofele» die gelungenere Goethe-Vertonung als die einschlägigen Werke von Charles Gounod und Hector Berlioz. Und die Schallplattengeschichte hat hier viele berühmte Stimmen versammelt, von Fjodor Schaljapin und Enrico Caruso bis zu Renata Tebaldi und Anna Netrebko.
SK-MITSCHNITT-WEITERE