Francis Fukuyama: Putin wird die Niederlage seiner Armee nicht überleben – 12 Thesen zum Krieg in der Ukraine

16.03.2022NewsNZZFrancis Fukuyama —   –  Details

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Das Einzige, was das Gemetzel stoppen kann, ist eine Niederlage der russischen Bodentruppen. Einiges spricht dafür, dass sie unvermeidlich ist. Am Ende könnte eine Wiedergeburt der Freiheit stehen, die sich bis Taiwan erstreckt. — 1. Russland steuert auf eine klare Niederlage in der Ukraine zu. Die russische Planung war inkompetent und basierte auf der fehlerhaften Annahme, dass die Ukrainer Russland wohlgesinnt sind und dass ihr Militär nach dem Einmarsch sofort zusammenbrechen würde. — 2. Der Zusammenbruch ihrer Stellungen könnte plötzlich kommen und katastrophal sein. Es braucht dazu keinen langsamen Zermürbungskrieg. Im Feld wird die Armee an einen Punkt gelangen, an dem sie weder versorgt noch zurückgezogen werden kann, und die Kampfmoral wird verfliegen.

3. Eine Beendigung des Krieges durch Diplomatie ist unmöglich, solange der Kollaps der russischen Armee nicht eingetreten ist. — 4. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat sich wieder einmal als unnütz erwiesen. Das einzig Hilfreiche war die Abstimmung in der Uno-Generalversammlung. Mit der Resolution gegen die russische Aggression mussten Länder Position beziehen, und es wurde klar, wer sich durch Enthaltung herauszuwinden versucht.

 

— 5. Die Entscheidungen der Biden-Administration, keine Flugverbotszone auszurufen und bei der Überführung polnischer Kampfflugzeuge nicht zu helfen, waren beide gut. Die Regierung hat in einer Zeit der Gefühlswallungen einen kühlen Kopf bewahrt.

 

— 6. Die Kosten, die die Ukraine zu tragen hat, sind selbstverständlich enorm. Aber der Grossteil der Schäden wird durch Raketen und Artillerie verursacht, gegen die weder MiG noch eine Flugverbotszone viel ausrichten können. Das Einzige, was das Gemetzel stoppen kann, ist eine Niederlage der russischen Bodentruppen. — 7. Putin wird die Niederlage seiner Armee nicht überleben. Er erhält Unterstützung, weil er als starker Mann wahrgenommen wird; was hat er noch zu bieten, sobald er seine Unfähigkeit unter Beweis gestellt hat und seiner Machtmittel beraubt ist?

8. Die Invasion hat den Populisten in aller Welt, die vor dem Angriff unisono ihre Sympathie für Putin zum Ausdruck brachten, bereits stark geschadet. Dazu gehören Matteo Salvini, Jair Bolsonaro, Éric Zemmour, Marine Le Pen, Viktor Orbán und natürlich Donald Trump.

9. Bis zu diesem Punkt ist der Krieg eine Lektion für China. Wie Russland hat auch China in den letzten zehn Jahren scheinbar hochmoderne Streitkräfte aufgebaut – die jedoch über keinerlei Kampferfahrung verfügen. Die Luftwaffe der Volksbefreiungsarmee wäre wohl ähnlich miserabel wie die Russen, da sie ebenfalls keine echte Praxis im Management komplexer Luftoperationen hat. Es bleibt zu hoffen, dass die chinesische Führung ihre Fähigkeiten nicht wie die Russen völlig überschätzt und an einen Angriff auf Taiwan denkt. — 10. Es ist zu hoffen, dass Taiwan selbst aufwacht und die Notwendigkeit erkennt, sich wie die Ukrainer auf den Kampf vorzubereiten. Dazu gehört, die Wehrpflicht wieder einzuführen.

 
 

SK-


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