Tagebuch aus Kiew: Warum Bilder in diesem Krieg so gefährlich sind

22.03.2022NewsSpiegel OnlineYevgenia Belorusets —   –  Details

Yevgenia Belorusets

Montag, 21. März — «Kiew wird wie Berlin sein, genauso sauber!«

Blass vor Spannung starrte mich ein Mann an. Es war ein älterer Herr mit einem gebundenen großen Besen, neben ihm standen drei große Säcken mit Straßenmüll, ein Hausmeister, den ich hier in der Nähe noch nie getroffen habe. Er bemerkte, dass ich ihn fotografieren wollte. Nach einer Weile näherte er sich und fragte mich, ob ich «für den Feind arbeite«. Ich zeigte ihm meine Akkreditierung als Journalistin, meinen Pass und fragte ihn, warum er in Kiew geblieben sei. Mit meinen Dokumenten war er zufrieden. Er lehnte sich nach vorne, sein Gesicht wurde groß wie in einer Nahaufnahme. Dann sprach er zu mir vertraulich, aber auch im Ton einer offiziellen Ankündigung: «Ich bin stolz, in diesen schweren Tagen hier in Kiew zu sein und für die Sauberkeit unserer Stadt zu sorgen!» Er fügte hinzu: «Kiew wird wie Berlin sein, genauso sauber! Das werden wir erreichen.«

 
 

SK-


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