15.04.2022 – News – Spiegel Online – Christoph Reuter — – Details
Christoph Reuter
«Ich habe erlebt, wie es aussieht, wenn ein al-Qaida-Selbstmordattentäter sich auf einer Straßenkreuzung im Irak sprengt. Ich habe 2014 gesehen, was eine Fassbombe der syrischen Armee anrichtet in einer Gruppe von Tagelöhnern in Aleppo. Aber so etwas, dass eine europäische Regierung eine Rakete mit Splittergefechtskopf mitten in einen Bahnhof voller wartender Zivilsten feuert. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Ich bin mir nicht sicher, ob man in Deutschland wirklich schon begriffen hat, welche Taktung des Grauens, welcher Horror hier in der Ukraine geschieht. Und ob man verstanden hat, dass jedes Zögern bei Waffenlieferungen, jedes Zögern bei der Verschärfung von Sanktionen diesen Vernichtungskrieg Russlands weitergehen lässt. Denn nichts anderes als ein Vernichtungskrieg ist es, was hier geschieht. Und ich bin mir nicht sicher, ob man wirklich das volle Ausmaß der unfassbaren Lügen aus Moskau wirklich begriffen hat. Denn von dort kam nach dem Raketenangriff auf den Bahnhof von Kramatorsk nur die lapidare Meldung, man habe doch gar keine Rakete auf Kramatorsk geschossen.«
SPIEGEL-Reporter Christoph Reuter hat aus Syrien berichtet, aus dem Irak. In der Ukraine wird er nun Zeuge eines Vernichtungskrieges mitten in Europa. Seine Eindrücke aus dem Osten des Landes.
SK-