Ein Tag im Frieden / Diana Berg

18.04.2022NewsZeit Online Merle Schmalenbach, Julian Busch, Eva Hirschi und Luise Glum —   –  Details

Diana Berg

Ihre Länder sind von Zerstörung gezeichnet. Vier Menschen träumen von einem Leben ohne Krieg. — Wenn ich einen Tag im Frieden verbringen könnte, würde ich nach Hause fahren, nach Mariupol, um zu trauern. Ich würde dort zum Kulturzentrum «Tju» gehen. Ich habe es aufgebaut und vermisse die Kunstszene. Danach würde ich meine Heimatstadt Donezk besuchen. Mein Traum von Frieden sieht so aus: Die Russen haben mein Land verlassen, meine Wohnung existiert noch und alle meine Freunde sind am Leben. — Aus Donezk musste ich vor acht Jahren fliehen. Ich bin Künstlerin und Aktivistin und war Teil einer Graswurzelbewegung. Prorussische Kräfte haben uns bedroht. Am Ende war es für mich und die anderen sogar zu gefährlich, auf die Straße zu gehen. Meine Mutter hat mich angefleht, zu fliehen. Hätte ich Donezk nicht verlassen, wäre ich wahrscheinlich ins Gefängnis gekommen, wie so viele Aktivistinnen und Aktivisten, die dortgeblieben sind. Danach habe ich mir ein Leben in Mariupol aufgebaut. Bis der Krieg ausbrach. Diesmal wollte ich unbedingt bleiben, nicht noch einmal fliehen. Doch vor vier Wochen habe ich auch diese Stadt verlassen müssen. Dort ist jetzt alles zerstört. Seitdem habe ich kein Zuhause mehr, lebe hier und dort. Im Augenblick sitze ich im Auto, fahre zur Beerdigung von Mantas Kvedaravi ius nach Vilnius. Er war ein litauischer Filmemacher, ausgezeichnet mit dem Amnesty-International-Filmpreis. Er starb in Mariupol.

 
 

SK-


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