Sag Julchen, dass ich sie liebe / Auf dem Einberufungsamt in Russland

28.09.2022NewstazInna Hartwich —   –  Details

Jewgeni nimmt Abschied

Die Mobilmachung in Russland reißt Familien aus ihrem gewohnten Leben. In Moskau muss so mancher ins Militärcamp – und dann wohl bald in den Krieg. — Timofei sitzt seit zwei Stunden hier auf der Bank. Gelb gewordene Blätter fallen auf seinen Kopf, auf seine Beine. Fast teilnahmslos wirft er sie zu Boden, raucht hin und wieder, läuft ein paar Schritte auf und ab. «Ich hab Angst um mich, um meine Freunde. Hab Angst vor dem Tod», sagt Timofei, 23 Jahre alt ist er. Genauso alt wie sein bester Freund Robert, der nur wenige Meter weiter von Militärs und Ärzten überprüft wird, ob er geeignet ist für den Kampf. Für den Krieg in der Ukraine.

 

— Timofei weiß, dass es ihn ebenfalls treffen könnte, auch wenn in seiner «Militärkarte» der Vermerk «ungeeignet» steht. «Aber wer bitte hält sich in unserem Land an irgendwelche Vermerke? Heute bin ich ungeeignet, morgen halten sie mich vielleicht schon für bestens kampferprobt.» Er klingt resigniert. Aber weglaufen? Aus dem Land fliehen? «Ich habe doch hier alles, meine Eltern, meine Schwester, meine Freunde. Mein Leben», sagt er und wiederholt: «Hmm, mein Leben.» Und wird ganz still.

 
 

SK-


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