Russischer Deserteur über Ukraine-Krieg / Wurden alle reingelegt

19.11.2022NewsFrankfurter RundschauTim Vincent Dicke —   –  Details

Nikita Chibrin

Bei dem ehemaligen Kämpfer handelt es sich einem Guardian-Bericht zufolge um den 27-jährigen Nikita Chibrin. Gegenüber dem Blatt sagte der Ex-Soldat, dass er mehr als vier Monate in der Ukraine als Mitglied der 64. Motorschützenbrigade der 35. Armee der Russischen Föderation verbracht habe. Dabei handelt es sich um eine Einheit des russischen Militärs, die in Butscha stationiert war und gegen die es massive Anschuldigungen gibt. Deserteur Chibrin war laut Guardian am Dienstag (15. November) in der spanischen Hauptstadt Madrid gelandet und im Anschluss von den Behörden festgehalten worden. In einem Telefoninterview bestritt der 27-Jährige gegenüber der britischen Tageszeitung, an Kriegsverbrechen seiner Einheit beteiligt gewesen zu sein. «Kein einziges Mal» habe er eine Waffe im Ukraine-Krieg benutzt.

 

— — Eigenen Angaben nach will er mithelfen, Vergehen seiner früheren Kameraden aufzuklären. Auch scheue er sich nicht, vor einem internationalen Gericht auszusagen. «Ich habe nichts zu verbergen», sagte Chibrin, um dann hinzuzufügen: «Dies ist ein verbrecherischer Krieg, den Russland begonnen hat. Ich möchte alles tun, was ich kann, damit er aufhört.» — Schon am ersten Tag der russischen Invasion habe Chibrin seinen Vorgesetzten gesagt, dass er den Krieg gegen das Nachbarland ablehne. «Sie drohten damit, mich ins Gefängnis zu stecken. Schließlich beschlossen meine Befehlshaber, mich als Reinigungskraft und Logistiker einzusetzen. Ich wurde vom Schlachtfeld ferngehalten», erklärte er dem Guardian. Chibrin gab an, dass man ihn und seine Kameraden bis zum 24. Februar im Unklaren gelassen habe, dass Russland das ukrainische Staatsgebiet attackieren werde. «Wir hatten keine Ahnung, dass wir in der Ukraine kämpfen würden», sagte er. «Wir wurden alle reingelegt.» — Dass viele Kombattanten zu Beginn der Kampfhandlungen überhaupt nicht wussten, dass sie in einen Krieg geschickt werden, belegen Aufnahmen abgehörter Telefongespräche, die Ende September von der New York Times veröffentlicht wurden. «Niemand hat uns gesagt, dass wir in den Krieg ziehen würden. Sie haben uns einen Tag vor unserer Abreise gewarnt», sagte ein Soldat am Handy.

 
 

SK-


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