Nachruf auf Jonathan Raban / Morgen fahre ich weite

19.01.2023NewsSüddeutsche ZeitungWilli Winkler —   –  Details

Jonathan Raban

Der große Reisende, Abenteurer und Schriftsteller Jonathan Raban ist gestorben.

 

Mit sieben, acht Jahren wusste er, dass er Schriftsteller werden musste. Die saßen an Marmorschreibtischen, den Blick kantig in die Ferne gerichtet, in der Hand einen goldenen Füllfederhalter, aus dem gleich goldene Worte fließen würden. Als gut ein Dutzend Jahre später die Fahnen für das erste eigene Buch kamen, rochen sie ein wenig nach alten Kleidern, «als wären die Hadern, die bei der Papierherstellung verwendet wurden, Obdachlosen vom Leib gerissen worden». Er konnte nicht glücklicher sein. — Der Pfarrerssohn Jonathan Raban gehörte zu den landesflüchtigen Briten, die wie Graham Greene und Anthony Burgess das Weite suchten. Reisen war nach dem Untergang des Empire das letzte verbliebene Abenteuer. Raban wurde Abenteuerschriftsteller, der freieste Autor. Mit Lehraufträgen, Hörspielen, Kritiken und nie gedruckten, aber hochbezahlten Magazinbeiträgen baute er sich einen literarischen Bauchladen auf und rechnete buchhalterisch zusammen, was er «aus Leidenschaft, aus Liebe oder des Geldes wegen» zustande bringt, um dann wieder aufzubrechen. Er fährt nach Arabien und im eigenen Boot den Mississippi hinunter («Mississippi. Roman einer Reise», 1981). In Brighton trifft Raban einmal auf den Amerikaner Paul Theroux, die beiden beäugen sich misstrauisch, wer wem welche Geschichte wegnehmen könnte. Wo Raban Großbritannien umsegelt («Coasting, 1986), wandert Theroux England, Schottland und Wales an der Küstenlinie ab.

 
 

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