Von allem etwas, aber politisch – Lambchop, My Baby

29.10.2022MusikbonusWDR 5 Elise Schirrmacher —   –  Details

Kurt Wagner (Lambchop)

Zwei Alben aus den USA und den Niederlanden mischen überraschend viele Einflüsse zusammen und haben eins gemeinsam: Sie kümmern sich inhaltlich um den Zustand unserer Welt.

 

Da ist zunächst das neue Lambchop-Album mit dem pompösen Namen «The Bible», erstmals nicht in Nashville von Kurt Wagner selbst produziert, sondern in Minneapolis von seinen einfallsreichen Freunden Andrew Broder und Ryan Olson. «Die beiden sind wie zwei Seiten meiner Persönlichkeit» erzählt er im Musikbonus. Dass Kurt Wagner, 64 Jahre alt und seit dreißig Jahren dabei, die Produktion komplett in andere Hände gelegt hat, ist eine kleine Sensation und tut der Lambchop-Sache gut. «The Bible» ist ein immer wieder überraschendes und facettenreiches Album geworden. An die dreißig Musikerinnen und Musiker aus der ganzen Welt haben mitgetrommelt, mitgeblasen, mitgezupft und mitgestrichen, alleine fünf verschiedene Bassisten waren am Start. Jazzig, funky, balladesk und indiepoppig sind die Musikbetten, auf denen uns die ungeheuer tiefe, samtene Stimme von Kurt Wagner begegnet – Worte murmelnd, Sinn kreierend, hier und da durch Autotune liebevoll verunstaltet (seit dem Album «Flotus» von 2016 hantiert er damit herum).

Inhaltlich geht es um Pandemie-bedingte Isolation («Whatever Mortal»), um die eigene Sterblichkeit angesichts des kranken Vaters, den er im Lockdown gepflegt hat («His Song Is Sung»), aber auch um die angespannte, fast apokalyptische Stimmung in Minneapolis im Sommer 2021, als das Album entstand: ein Jahr nach der Ermordung von George Floyd («Police Dog Blues»).

 

Ähnlich verzweifelt über gespaltene Gesellschaften, aber auch das ungebremste Zusteuern auf eine unbewohnbare Erde legten «My Baby» aus Amsterdam im Frühjahr mit «Sake Sake Sake» ihr bisher politischstes Album vor. Die Geschwister Cato und Joost van Dijck sowie ihr langjähriger neuseeländischer Freund und Begleiter Daniel Johnston hatten den Mut, auch mal düster und zynisch zu sein («Stupid», «Fuck´s Sake»). Hilfreich war dabei der englische Produzent Steve Dub (Chemical Brothers, The Prodigy), der den sowieso schon hypnotischen, aber immer handgemachten Dance-Sound der Band noch mehr ins punkig Elektronische gesteuert hat. Auf dem Imagefilmchen auf der My Baby-Webseite findet das Trio kreative Wort-Kombinationen für seine Musik: «Indie Postpunk Funk», «Psychedelic Gospel Techno», «Louisianna Dub», «Delta Trance» oder «Trip-Hop Trap-House». Besser hätten wir es nicht sagen können. Auch die drei erzählen im Musikbonus, warum sie sich für diesen Weg entschieden haben und was sie so bewegt.

 
 

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