György Ligeti – Magier der Mikropolyphonie (1) – Der Komponist Ligeti und die Politik

22.05.2023RadiokollegÖ1Marie-Theres Himmler, Thomas Mießgang —   –  Details

György Ligeti

György Ligeti gehörte zu den bedeutendsten und gleichzeitig undogmatischsten Komponisten des 20. Jahrhunderts: Der Musikschöpfer, der Ideologien misstraute, ließ sich nie in das Korsett der seriellen Musik zwängen, die über lange Zeit den Ton angab und suchte stattdessen in der Mikrotonalität oder in der Verwendung von Klängen aus Afrika und Asien, die im europäischen Kontext neu und unverbraucht waren, nach alternativen Formen der Musikorganisation.

 

»Es wirkte für mich so», schrieb sein Freund, der Philosoph und Musiktheoretiker Harald Kaufmann, «als ob eine radikal gezielte musikalische Idee ins Zellengewebe der Musik hineingestülpt worden wäre und dort eine eigene Metaphysik des akustischen Materials entfaltete.»

Bei György Ligeti ist der biographische Hintergrund, mehr noch als bei zahlreichen Kollegen, nicht von seinem kompositorischen Weg zu trennen: Dass der in Siebenbürgen geborene Komponist an die Musikakademie kam, ist auf die ungarischen Judengesetze der 1940er-Jahre zurückzuführen, die es ihm unmöglich machten, Mathematik und Physik studieren. Sein Vater und sein Bruder wurden in der NS-Zeit im KZ ermordet, Ligeti selbst geriet in sowjetische Gefangenschaft, aus der er flüchten konnte, um sich zum Studium in Budapest niederzulassen. Nach Jahren der inneren Emigration entzog er sich 1956 dem Kommunismus und fand im Westen schnell Anschluss an die Avantgarde. Doch auch hier erwies er sich als Solitär: Das Diktat der seriellen Musik lehnte er ab und plädierte stattdessen für einen individuellen Weg, bei dem er seiner Formenimagination vertraute.

 
 

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