Lucinda Guy: Everynothing. Poesie translinguistischer Homophonie

10.06.2023Studio Akustische KunstWDR 3Ilka Geyer —   –  Details

Lucinda Guy

Ist es Poesie? Oder pure Ver(w)irrung? Lucinda Guy spielt in «Everynothing» mit gleich klingenden Wörtern der Sprachen Deutsch und Englisch bis die oszillierende Semantik das sichere Sprachgerüst in einem Stimmengewirr zum Beben bringt. — [ tel ]. Geschirr oder Bote? [ nt ]. Tier oder «Tritt ein!»? [ le ]. Das Gegenteil von voll? Oder Ebene? Leere Ebene? In «Everynothing», dem neuen Hörstück von Lucinda Guy, lernt eine englischsprachige Person Deutsch und erfährt Schwindel im wabernden Gerüst der unterschiedlichen (Be-)Deutungen. Alles, was Sprache an Orientierung bietet, bekommt plötzlich eine rutschige Dynamik und wird zum Schwindel erregenden Sturm. Aber im Auge des Sturms blüht die Poesie der Unbestimmtheit im gleichen. — Lucinda Guy bewegt sich mit einer hohen Sensibilität durch Sprachen. Für «Everynothing» durch ihre Muttersprache Englisch und die Fremdsprache Deutsch. Deutsch hat sie zwar schon früh in der Schule gelernt, sich aber in den vergangenen Jahren auf›s Neue in die Sprache hinein begeben. Sie interessiert sich für die Verschränkung der beiden Sprachen an den Stellen, an denen die Semantiken gleich lautender Wörter die Wahrnehmung in unterschiedliche Richtungen ziehen. Es gibt aber noch eine weitere Perspektive, die in die Gestaltung von «Everynothing»eingeflossen ist: Guy›s Auffassung, dass sich Phänomene in der Natur und im Leben verhalten, als würden sie durch feedbackloops vorangetrieben. Wellenhafte Entwicklungen, die entweder zunehmen oder abnehmen und nur sehr schwer in ein Gleichgewicht gebracht werden können. Gerade diese feedbackloops lassen sich musikalisch besonders gut darstellen und bestimmen neben den Englisch/Deutsch – Homophonismen die Ästhetik ihres Hörstücks wesentlich mit. — Lucinda Guy hat am Dartington College of Arts Musik mit Schwerpunkt Gesang studiert. Sie ist Mitbegründerin und künstlerische Direktorin des freien Senders «Soundart Radio» in Devon (GB). — ‹The reality of doing this kind of project in a rural area is: It›s not like there›s a big contemporary music scene. There are people around who were part of the art college and stayed in the area, but really, you are kind of making a scene. The main way it works is just to welcome everybody in whatever they want to do. It›s not like saying: ‹You›ve got to come here and make something really avant-garde‹, it›s like: ‹Just come here and make anything at all and have fun!‹ And then giving people space and time to find their own way, find their own radio voice in that.›

Aktuell forscht sie an der Plymouth University im Bereich transtechnology research zum Thema Automation im Radio. Sie widmet sich aktiv der Frage, inwiefern Automatisierung im Radiokontext genutzt werden kann, um gesellschaftliche Stimmen zu Gehör zu bringen, die bisher nicht gehört werden konnten. Inspiration dafür findet sie in Radiokunst, Kybernetik und experimenteller Musik. Im Rahmen dessen ins Leben gerufen hat sie Skylark, neben Soundart Radio eine weitere lizenzierte FM-Radiostation. Dort gesendet wird ein algorithmisch generiertes, kontinuierliches Klangstück. ´

‹With Skylark, it›s people sending little sound clips of stuff they›ve recorded. And then we kind of weave it into an endless piece. So that›s like a generated station that›s playing just sounds of Dartmore and sounds of people›s lives and little poems they›ve written. And then this extremely limited music that I›ve written, these very simple little phrases that keep reappearing so it kind of knits it all into one thing.›

 
 

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