Winnarettas Salon der Moderne, letzte Staffel (3/4

24.06.2023le week-endÖ1Elke Tschaikner und Christian Scheib —   –  Details

Winnaretta Singer

Schon droht der nächste große Krieg auszubrechen, aber noch führt die amerikanische Millionenerbin Winnaretta Singer, Princesse de Polignac, in Paris einen einflussreichen Musiksalon. Im Spätherbst 1936 fahren Winnaretta und Nadia Boulanger nach London, wo Boulanger die erste Frau ist, die als Dirigentin vor das London Symphony Orchestra tritt, als erste Orchesterdirigentin in England überhaupt. Sie wird als “heroine” von der britischen Presse und auch vom Publikum gefeiert. Winnaretta arbeitet zeitgleich auf ihre Weise am Erfolg dieses London Aufenthaltes und kümmert sich ums Gesellschaftliche. Am 25. November 1936 gibt es ein Mittagessen in London mit Winnaretta Singer sowie Nadia Boulanger und der Musikerin Marie-Blanche de Polignac aus dem Boulanger-Ensemble. Aus der britischen Kunst-Society kommen zu diesem Lunch der Kunstkritiker Clive Bell, verheiratet mit der malenden Schwester von Virginia Woolf, die ebenfalls da ist, wie auch die Schrifstellerin Rosamond Lemann. Vita Sackville-West, ebenfalls Schriftstellerin und Vorbild für die Figur Orlando in Virginia Woolfs gleichnamigen Roman, und vor Jahren zeitweise Geliebte von Violet Trefusis, von der wir in dieser Sendereihe als Geliebte von Winnaretta Singer auch schon öfter gehört haben, diese Vita Sackville-West ist bei diesem Lunch ebenso dabei wie Winnarettas alter Freund, der Komponist und Künstler Gerald Lord Berners. Was bei diesem höchstrangigen Künstlerinnen-Lunch in London rund am Winnaretta, Princesse de Polignac, und Virginia Woolf alles im Detail besprochen und verhandelt wird, wissen wir nicht. Erhalten haben sich aber Briefe von Virginia Woolf, in denen sie ihren ersten Eindruck von Winnaretta schildert: ”Sie erschien mir als eine wächserne, robuste, hübsche, alte Dame mit freundlichen Augen. Ich war sehr beeindruckt von Madame de Polignac, ich halte sie für sehr reserviert und kontrolliert, sehr vornehm; das ist keine Auster, die man mit einer simplen Messerumdrehung öffnen kann. Als was immer sie auch geboren wurde, sie ist in ein Selbstbild einer reif gewordenen Konservativen hineingewachsen. Wenn man sie sieht, würde man niemals denken, sie habe mal die Hälfte der Jungfrauen von Paris vernascht.” Im Laufe des Herbsts 1943 häufen sich kleinere Herzattacken bei Winnaretta Singer und an genau solch einer stirbt sie dann am 25. November 1943 um 2 Uhr morgens. Als Musik für Winnarettas Requiem am 1. Dezember 1943 wurden hauptsächlich Werke von Bach ausgesucht, aber auch das Finale von Gabriel Faurés “Requiem”. Beigesetzt wird Winnaretta selbstverständlich in der Familiengruft am Singerschen Anwesen in England, wo ja auch seit mehr als vierzig Jahren ihr Ehemann Edmond de Polignac bestattet ist. Unter seinem Namen wurde 1901 nur eingraviert “Composer of Music” und Winnaretta hatte verfügt, dass unter ihrem Namen schlicht zu stehen habe “Wife of the Above”.

 
 

SK-xxddhehi


LAST RADIO POETS
assignment_turned_in Registrierungen
No Registration form is selected.
Please login to view this page.
Please login to view this page.
Please login to view this page.

Sie können keinen Inhalt kopieren.