Pascal Mercier hat der Literatur jenes Geheimnis wieder einpflanzt, das dem schnöden Alltag fehlt. Zum Tod des Erfolgsschriftstellers

04.07.2023NewsNZZPaul Jandl —   –  Details

Pascal Mercier

Lange Jahre machte er als Philosoph unter seinem bürgerlichen Namen Peter Bieri Karriere. Dann erfand er sich noch einmal neu, gab sich ein Pseudonym und wurde zum Bestsellerautor. — Der akademische Betrieb erfüllte den Philosophen Peter Bieri nicht, mit fünfzig Jahren wurde er Schriftsteller und bald erfolgreich. — Das grosse Thema des akademischen Philosophen Peter Bieri war die Zeit. Wer wollte sich darüber wundern, dass er unter dem Schriftstellerpseudonym Pascal Mercier den thematischen Anwendungsfall dazu geschaffen hat? Die wichtigsten Romane des 1944 in Bern geborenen Autors waren über 500 Seiten dick und damit eine Herausforderung für das Zeitbudget von Lesern, die sich aber genau davon nicht irritieren liessen. — Wer Pascal Mercier las, war einer von Millionen, hatte sich seit «Perlmanns Schweigen», dem Debüt von 1995, in einen Kosmos immer wieder ähnlicher Figuren eingelesen. Es sind grüblerische Aussenseiter, die oft auch noch aus ihren angestammten beruflichen Rollen fallen, weil sie einen Blick hinter die Kulissen der Wirklichkeit gewagt haben. Flach ist die Welt nur für den, der die Höhenkämme des Geistigen nicht sieht. Die Philosophie als Trost steckte immerhin in dieser Literatur. — Wer Peter Bieri alias Pascal Mercier las, wurde mit einem Phänomen bekanntgemacht, das der Autor am akademischen Wissenschaftsbetrieb beklagte. Der Geistesmensch und Philosophieprofessor, Schüler von Dieter Henrich und Ernst Tugendhat, zog sich 2007 aus dem Universitätsbetrieb zurück, weil er in dessen «Diktatur der Geschäftigkeit» nicht mehr arbeiten wollte.

 
 

SK-


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