Lexikon der österreichischen Popmusik (3) – Joe Zawinul – der Jazz-Gigant aus Erdberg

12.07.2023RadiokollegÖ1Walter Gröbchen —   –  Details

Joe Zawinul

«Er spielte mit den größten Jazzmusikern und war selbst einer von ihnen», resümierte «Die Zeit». «Er war ein Erneuerer, zählt zu den Pionieren des elektrischen Jazz, zu den großen Klanggestaltern des 20. Jahrhunderts», so der Bayerische Rundfunk. Und das US-Fachmagazin «Downbeat» wählte ihn 28- mal zum «Keyboarder des Jahres». Die Karriere des Josef Zawinul, die bis zu seinem Tod 2007 fast ein halbes Jahrhundert umspannte, ist eine absolute Ausnahmegeschichte nicht nur für österreichische Verhältnisse. Mehrfach überschritt Zawinul dabei Genregrenzen, auch hin zur Pop- und Rockmusik. — 1932 in Erdberg in einfachen Verhältnissen und Wurzeln in Tschechien und Ungarn geboren, machte er schon in Jugendjahren mit seinem außerordentlichen musikalischen Talent auf sich aufmerksam. So wurde ihm kostenlos Unterricht am Wiener Konservatorium gewährt. Eine Karriere als klassischer Pianist schien vorgezeichnet, aber als 17- Jähriger brach er das klassische Studium ab und konzentrierte sich ganz auf den Jazz. In den folgenden Jahren spielte er zunächst mit lokalen Mitmusikern, bevor er im Jahr 1959 in die USA ging. Ein durch einen Wettbewerb ermöglichtes Studium am Berklee College of Music in Boston brach Zawinul wieder ab, weil es dort «nichts mehr für ihn zu lernen» gab. Seine eigentliche Schule war die Begleitung der Sängerin Dinah Washington und dann ab 1961 für neun Jahre die Zugehörigkeit zur Band des legendären Altsaxofonisten Cannonball Adderley. Er dankte ihm dieses Vertrauen mit souligen Welthits wie «Mercy Mercy Mercy». Auch Miles Davis vertraute auf das Können des österreichischen Tastenmannes, Alben wie «Bitches Brew» und «In A Silent Way» zeugen davon.

 

1970 gründete Zawinul zusammen mit Wayne Shorter die Jazz-Rock-Formation Weather Report, die auch kommerziell neue Höhen erklomm. Den «Fusion» genannten Stil – ein Amalgam aus Jazz, World Music und Elektronik – entwickelte er dann ab 1986 unter eigenem Namen («Zawinul Syndicate») weiter, auch den HipHop beeinflusste er mit. Spätwerke wie «Stories of the Danube» (1993) und «Mauthausen vom großen Sterben» (1998) schlagen Brücken hin zu Klassik und orchestraler Musik. Nach Zawinuls vielleicht größtem Hit «Birdland» wurde letztlich ein Jazzlokal in Wien benannt, wohin er im Alter temporär zurückkehrte.

 
 

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