Jazz-Musiker Ernst-Ludwig ‹Luten› Petrowsky ist tot

11.07.2023Klassisch in den TagNDR InfoAxel Seitz —   –  Details

Ernst-Ludwig Petrowsky

Der gebürtige Güstrower Ernst-Ludwig «Luten» Petrowsky ist am Montag im Alter von 89 Jahren in Berlin gestorben. Er galt als einer der bedeutendsten deutschen Musiker des modernen Jazz. — Ernst-Ludwig Petrowsky ist nach langer schwerer Krankheit in Berlin gestorben. Das hat seine Ehefrau, die Sängerin Uschi Brüning, am Morgen bestätigt. Erst 2022 war der Saxofonist und Komponist, der die Jazzszene der DDR maßgeblich prägte, in Bremen mit dem Deutschen Jazzpreis für sein Lebenswerk geehrt worden. Uschi Brüning hatte den Preis stellvertretend für ihren Mann entgegengenommen. — Petrowsky war Pionier der Jazz-Improvisation — In der Barlach-Stadt Güstrow wurde Ernst Ludwig Petrowsky im Dezember 1933 geboren. Freunde und Fans nannten ihn immer nur Luten, die plattdeutsche Form von Ludwig. Er ging beispielsweise mit Uwe Johnson, dem späteren Schriftsteller zur Schule. Der Mecklenburger Jazzmusiker von Weltrang, ist seiner Heimat zeitlebens im Herzen treu geblieben. — «Im Jazz das ist man doch ganz schön einsam und da bin ich also mit meiner mecklenburgischen dickköpfigen Seele ein bisschen besser ausgestattet als wenn ich der sensible Jazzmusiker wär›. Und da muss ich sagen, ja, OK, ich bin mehr Mecklenburger als Jazzmusiker, immer mehr, je älter ich werde.» — Ernst Ludwig Petrowsky — Schon in den frühen 1950er-Jahren eroberte der Musiker die Bühnen der DDR. In einer Zeit, in der Jazz als Ausdruck der «imperialistischen Ideologie» bekämpft wurde, Musiker wie er aber dafür brannten, sich im Prozess der Jazz-Improvisation neu zu erfinden. — Ob das Manfred-Ludwig-Sextett, die Freejazzformation Synopsis oder das Zentralquartett – Ernst Ludwig Petrowsky hatte die Jazz-Szene in der DDR seit Mitte der 50er Jahre wie kaum ein anderer geprägt – mit Klarinette, Flöte und vor allem Saxophon. Er sagt einmal: «Ich habe immer das falsche Instrument gespielt. Als Gitarre modern wurde, habe ich Saxophon behalten. Als diese Art von Rock oder auch Beat vorher kamen, sind wir auch bei dem Bläsersatz geblieben. Immer lagen wir irgendwie daneben.» Gitarre seit etwas Furchtbares, wenn sie «in dieser penetranten Art in Massen» auftrete, so Petrowsky. «Diese Art von europäischem Beat oder auch Rock, da fehlt der amerikanische Swing, und dem hatte ich mich verschrieben.»

Mecklenburger machte in Europa und USA Karriere — Ernst-Ludwig Petrowsky galt als einer der bedeutendsten deutschen Musiker des modernen Jazz. Nach dem Mauerfall machte der Mecklenburger auch in Europa und den USA Karriere. Die Liste der Namen der Musiker, mit denen er auf der Bühne stand, würde Seiten füllen. Nach Eberhard Weise wurden Größen wie Klaus Lenz, Ulrich Gumpert oder Günter Sommer zu langjährigen Kollegen. Mit dem Schweizer George Gruntz tourte er seit den frühen 1980er-Jahren auch im westlichen Ausland. Auf weit mehr als 100 Alben sind Petrowsky und sein Saxofon zu hören. — Gemeinsame Arbeit mit Ehefrau — Seit Anfang der 80er-Jahre stand Ernst Ludwig Petrowsky mit seiner Ehefrau, der Sängerin Uschi Brüning auf der Bühne. «Ich war immer fasziniert von Uschi und hätte mir auch nicht so richtig vorstellen können, dass da mal eine Art A capella-Duo draus wachsen würde. Das war eine Art Versuchsballon. Wir haben uns auf der Bühne kennengelernt und sind uns auch durch die Bühne nähergekommen.» Zusammen musiziert hatten der Güstrower und die Leipzigerin schon in den damals angesagten Soul-Bands von Klaus Lenz, bei SOK und der Modern Soul Band. Brüning und Petrowsky erhielten 2010 gemeinsam den Europäischen Jazzpreis der europäischen Kulturstiftung, nur eine Auszeichnung von vielen. — Ernst-Ludwig Petrowsky, der mit weit über 80 Jahren noch auf der Bühne gestanden hatte, wohnte in den vergangenen Jahren in einem Pflegeheim.

 
 

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