Lexikon der österreichischen Popmusik (3) Fennesz – Der Romantiker der Elektronik

09.08.2023RadiokollegÖ1Thomas Mießgang —   –  Details

Christian Fennesz

Der Musiker, Christian Fennesz, geboren 1962 in Wien, begann in den 1980er Jahren als Gitarrist im experimentellen Trio Maische, das traditionelle Rockformate an die Grenzen und darüber hinaus drängte. Diesen innnovativen Elan behielt er auch in der darauffolgenden Dekade bei, nun aber als einer der ersten Laptop-Elektroniker, die neue digitale Produktionsmethoden nutzten, um ihre Soundpalette um abstrakte Sounds und musique concréte-artige Klänge zu erweitern. — Während aber zahlreiche sogenannte ´Glitch´-Musiker der neunziger Jahre, die Fehlfunktionen der Software als Bausteine für eine neue Klanggrammatik nutzten, im Bereich einer harschen, abweisenden Ästhetiker verblieben, erwarb sich Fennesz als ´Romantiker der Elektronik` ein Alleinstellungsmerkmal. Vor allem das Album «Endless Summer» (Mego Records) mit seinen Beach Boys-Bezügen und verfremdeten und fragmentierten Melodien in einem häufig atonalen digitalen Klangbett, etablierte den Musiker weltweit in einer Klangnische, die in den darauffolgenden Jahren immer wichtiger werden sollte.

 

Fennesz konsolidierte seine Musik, die er gerne aus Gitarrensamples komponierte mit weiteren erfolgreichen Alben wie «Venice», «Becs» oder zuletzt im Jahr 2019 «Agora.» Daneben aber entwickelte er sich zu einem der produktivsten Kollaborateure der heimischen Popmusik: Er spielte und produzierte mit der japanischen ´Yellow Magic Orchestra`-Legende Ryuichi Sakamoto genauso wie mit dem präraffaelitisch anmutenden britischen Klang-Ziseleur David Sylvian und Dutzenden anderen. Er komponierte Musik für Ballette, Filme und Multimedia-Kunstinstallationen und wagte sich sogar an einen elektroakustischen Remix der Symphonien Gustav Mahlers, der unter dem Titel «Gustav Mahler Lied Collector›s Edition» als luxusiöse Box im Jahr 2011 erschien. — So ist Fennesz, in Wien immer noch relativ unbeachtet, in aller Stille zu einem Weltstar im elektroakustischen Klang-Milieu geworden. Seine Musik sei häufig brillant konzipiert und meisterhaft ausgeführt, schrieb das englische Magazin «The Wire» in einer Würdigung: «Der Hörer aber hat of gemischte Gefühle und viele Fragen bleiben unbeantwortet. Ist nicht gerade das ein Zeichen für wichtige Kunst?»

 
 

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