Nachruf auf ‹Sugar Man›-Sänger Sixto Rodriguez

14.08.2023SpielräumeÖ1Rainer Elstner —   –  Details

Sixto Rodriguez

Der Star des Films «Searching for Sugar Man» starb mit 81 Jahren.

All jenen, die den Dokumentarfilm «Searching for Sugar Man» gesehen haben, wird das Bild in Erinnerung bleiben: Die Ziegelwand eines Hauses, ein spiegelndes Fenster wird von innen geöffnet. Ein Mann mit dunkler Sonnenbrille steckt langsam seinen Kopf heraus. Es ist Sixto Rodriguez, ein Singer-Songwriter, den Musikfans damals für tot gehalten haben. — Ein geschickter dramaturgischer Kniff, der erste Auftritt des Protagonisten nach 45 Minuten Spielzeit: Die lange, schließlich erfolgreiche Suche nach dem Sänger wurde so auch für das Kinopublikum als Glücksmoment erlebbar. Der Film gewann den Oscar, das Musikphantom Sixto Rodriguez schaffte ein weltweit gefeiertes Comeback. — Eine schier unglaubliche Geschichte: Rodriguez war Ende der 1960er Jahre von zwei Musikproduzenten in einer Bar seiner Heimatstadt Detroit entdeckt worden. Der Sohn mexikanischer Einwanderer brachte 1970 mit «Cold Fact» sein erstes Studioalbum heraus, das aber, ebenso wie sein zweites Album «Coming from Reality» aus dem Jahr 1971, zum Ladenhüter wurde. Rodriguez zog sich daraufhin aus dem Musikgeschäft zurück und arbeitete als Bauarbeiter in Detroit. — In Australien und Südamerika aber genoss seine Musik Kultstatus – wovon Rodriguez nichts wusste. Er war vom Label gekündigt worden und bekam keine Tantiemen. Und auch der Erfolg seiner Songs im Südafrika des Apartheid-Regimes musste ihm verborgen bleiben: Die Texte wurden als Protestlieder interpretiert und fanden als illegale Kopien Verbreitung. Über den Verbleib von Rodriguez wussten die südafrikanischen Fans nichts. Es ging das Gerücht um, er habe sich auf der Bühne selbst erschossen oder sei dem Drogenkonsum erlegen. — Nachdem ihn Fans Ende der 1990er Jahre über Vermittlung seiner Tochter aufgespürt hatten, feierte Rodriguez mit mehreren Konzerten in Südafrika ein triumphales Comeback. Davon erzählt die vielprämierte Doku «Searching for Sugar Man». Rodriguez trat nach Erscheinen des Films in den USA und Europa auf – auch in Österreich. Neue Generationen von Fans waren bewegt von seiner eindringlichen Musik zwischen Folk und Psychedelic, seinem zurückhaltend-bescheidenen Habitus, seinen markanten Texten und seiner abenteuerlichen Vita. — Nun ist er endgültig von uns gegangen: Sixto Rodriguez, Sänger von Songs wie «Sugar Man» und «I Wonder», starb im Alter von 81 Jahren, wie am Mittwoch, den 9. August 2023, auf seiner Website mitgeteilt wurde. Die einmalige Lebensgeschichte, die in «Searching for Sugar Man» so eindrucksvoll erzählt wird, bleibt fest in den Herzen der Fans. — Einen Tag nach Rodriguez ist der kanadische Gitarrist und Sänger Robbie Robertson gestorben, der Begründer und Songschreiber der Gruppe «The Band». Robertson wurde 80 Jahre alt. The Band waren eine Zeitlang Begleitband von Bob Dylan. Ihr Debüt-Album «Music From Big Pink» verkaufte sich mäßig, gilt heute aber als eines der einflussreichsten Alben der Rock-Geschichte. Es wies «den Psychedelik-Rock in seine Schranken», wie die FAZ schreibt. — Nach der Auflösung von The Band 1976 gab es eine Reunion in den 80er und 90er Jahren. Später arbeitete Robertson erfolgreich als Filmkomponist für Martin Scorsese.

 
 

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