28.08.2023 – News – FAZ online – Tom Schulz — – Details
Bert Papenfuß
Er war Punkdichter, Seeräuber im Geiste und hat den Ruf des Prenzlauer Bergs als Keimzelle des künstlerischen Untergrunds der DDR mitbegründet: Nun ist der Lyriker Bert Papenfuß gestorben. Ein Nachruf.
Wer dem Dichter Bert Papenfuß begegnete, traf auf einen in schwarzes Leder gekleideten Rocker mit Seemanns-Shirt, der, wie es sich für einen Norddeutschen gehört, kein großer Freund des Smalltalk war. Man blickte in ein bärtiges Gesicht, und klare Augen sahen einen mitunter fragend an. Es war Skepsis und Wärme gleichermaßen, Distanz und Nähe; vielleicht auch manchmal die Pose eines Revoluzzers, eines sich verweigernden Einsiedlers. Doch eigentlich war Bert Papenfuß ein Vorsänger für eine Gemeinde urbaner Spezialisten, die sich in untergründigen und widerständigen Aktionen vereinten. Er war ihr Textdichter und anarchistischer Korrepetitor. — Und er war noch mehr: Punkdichter und Seeräuber im Geiste von Klaus Störtebeker. 1956 im mecklenburgischen Stavenhagen geboren, wuchs er in ein Land hinein, das, wie Heiner Müller es formuliert hat, «Krieg führte gegen lange Haare, Jeans und Jazz». Der junge Papenfuß lernte früh zu rebellieren gegen Schule und Elternhaus, sein Vater, ein hoher NVA-Offizier, wurde ihm zum Abbild des Angepassten und Systemtreuen. Als Papenfuß den Wehrdienst verweigerte, musste er als Soldat in die berüchtigte «Baukolonne». — Als er in den Siebzgerjahren nach Ostberlin kam, war dies der Ort des künstlerischen Undergrounds, der subversiven Biotope. Wer damals seine Gedichte in einem der Jugendclubs hörte, wusste sofort, dass hier ein Großer, früh Genialischer seine Kreise zog:
«ich bin ein revolver — & gehör in jedes bett — schwaden schwarzen blutes — stocken über den eingeweiden.» — Undergroundautor, Punk und Anarchist: Bert Papenfuß-Gorek bei einer Lesung in der Berliner Immanuelkirchgemeinde 1985
SK-