03.09.2023 – Menschenbilder – Ö1 – Lukas Tremetsberger — – Details
Georg Kamptner
»Selten habe ich mit den Insassen über einzelne Bibelstellen gesprochen, viel öfter über Familie, Schuld, Vergebung» – für den Gefängnisseelsorger Georg Kamptner steht der Mensch im Mittelpunkt. — In der Justizanstalt Garsten, in der Georg Kamptner bis zu seiner Pensionierung vor drei Jahren Seelsorger war, gründete er zum Beispiel ein Paarseminar. Er bemerkte, wie Partnerschaften langsam zerfielen und die Männer in Haft nichts dagegen unternehmen konnten. Georg Kamptner ermöglichte, dass sie sich mit ihren Partnerinnen, von ihm und psychosozialen Trainern begleitet, treffen. Die Männer reden mit ihren Frauen über das Leben im Gefängnis, über Sorgen im Alltag drinnen und draußen und darüber, wie eine Beziehung trotz der langen Trennung bestehen bleiben kann. — «Die Gefängnisseelsorge hat sich ergeben, das war ein Glücksfall», empfindet der heute 67-jährige Georg Kamptner. Seine langjährige Arbeit bei der Caritas und in der Familienberatung sah er als gute Basis für die Seelsorge im Gefängnis. «Ich konnte so den Menschen besser verstehen», sagt er, stammen doch viele Insassen aus schwierigen Verhältnissen und stellten ihm in Haft oft ganz menschliche, vordergründig triviale Fragen: «Wie soll ich diese Jahre überleben?»
Geboren 1955, wuchs Georg Kamptner in Enns in Oberösterreich auf. Die Eltern betrieben einen Bauernhof mit Plantagen für Äpfel und Schwarze Ribisel. Noch heute mag Georg Kamptner den außergewöhnlichen Geruch der Ribisel: «Nicht nur die Beeren, auch das Holz und die Blätter riechen so intensiv – das erinnert mich an die Kindheit». — Den Freiraum, den er als Seelsorger den Insassen anbieten kann, sucht er auch für sich selber. Als Ausgleich betreibt Georg Kamptner eine kleine Landwirtschaft, er pflanzt und erntet Beeren.
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