Back to school! – Lernen üben, Römisch II

16.09.2023le week-endÖ1Elke Tschaikner und Christian Scheib —   –  Details

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Mit Gioseffo Zarlino, Flanders & Swann, Johann Joseph Fux, Adriano Celentano und vielen anderen. — Wir räsonnieren in le week-end über den herbstlichen Wiederbeginn allen schulischen Lebens, aber Klassenzimmer brauchen wir dafür nicht notwendigerweise. Da sind wir betont großzügig. Diverse Barockschlösser werden wieder unter unseren Unterrichtsräumen sein, aber wir reisen auch in die USA, wo 1934 ein Mikrofon in einem Studio in Chicago eine musikalische Unterrichtseinheit einfängt. «The Yodelling Teacher» waltet seines Amtes, von den Alpen, von dort, wo der Schweizer Käse gemacht wird, käme diese Musik her, sagt der Yodelling Teacher, bevor es ans Praktische geht. — Wir besuchen den einen oder anderen Kompositionslehrer und Musiktheoretiker; historisch wirkmächtige Persönlichkeiten, von denen wir trotzdem kaum mehr etwas wissen, interessieren uns dabei besonders. Ein diesbezügliches Musterbeispiel finden wir im Venedig des 16. Jahrhunderts. Der Mann heißt Gioseffo Zarlino, und um ihn kurz zu würdigen, müssen wir ein klein wenig ausholen. Es geht nämlich um die sogenannte «mitteltönige» Stimmung. Jene zwölf Töne, mit denen man in Europa seit ein paar hundert Jahren Musik macht, sind ja nur bedingt fixiert, also von der Natur vorgegeben. — Kurz gesagt: Im Prinzip sind es ganz einfache Teilungsverhältnisse, die zum Gundvorrat unserer Töne führen: Halbiert man eine Saite, erhält man denselben Ton eine Oktave höher, ein Teilungsverhältnis von 2:1 ergibt also eine Oktave. Mit dem Teilungsverhältnis 3:2 erhält man eine Quinte, mit 4:3 eine Quarte und so weiter und so fort. So weit, so gut und so einfach. Das Gemeine und die europäische Musiktheorie seit Jahrhunderten auf Trab haltende, ist nun aber, dass zwölf aneinander gereihte Quinten nur theoretisch den gleichen Ton ergeben, wie sieben hintereinander gespielte Oktaven, die denselben Ton ergeben sollten. In der gespielten Praxis differieren die beiden Zieltöne. Komischerweise geht sich da was nicht ganz aus und Musiktheoretiker versuchen wie gesagt seit Jahrhunderten hier mit enharmonischen Umdeutungen, mit der Berücksichtigung des pythagoräischen Komma oder mit Hilfe des syntonischen Kommas Kompromisslösungen zu finden. Und ab da wird es rechnerisch richtig kompliziert. Wenn man aber mit gut funktionierenden Harmonien spielen und komponieren will, muss man da eine Lösung finden. Und hier kommt nun der Venezianer Gioseffo Zarlino, Chefkomponist von San Marco und Musiktheoretiker, ins Bild. Er war der erste, der diese klangmathematische Herausforderung so bewältigte, dass man über eine sinnvolle und verwendbare Mikroordnung der zwölf europäischen Töne verfügen konnte. Eine «mitteltönige» Stimmung war erfunden und ermöglichte bis in den späten Barock, aber eigentlich bis ins 19. Jahrhundert jene europäische Musikgeschichte, die wir kennen. «Dimostrationi harmoniche» heißt sein Lehrbuch aus 1571.

 
 

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