Gedanken zu Jean Sibelius – Die schwierige Geburt der fünften Symphonie

14.09.2023AusgewähltÖ1Mirjam Jessa —   –  Details

Jean Sibelius

1984 hat der große amerikanische Komponist Morton Feldman bei den Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt folgende erinnerungswürdigen Worte zu seinem nach Avantgarde lechzenden Publikum gesagt: «Die Leute, die Sie für Radikale halten, könnten in Wirklichkeit Konservative sein. Und die Leute, die Sie für Konservative halten, in Wirklichkeit Radikale.» Und dann hat er angefangen, Sibelius› 5. Symphonie zu summen. Dabei hat Sibelius an keinem Werk so lange gearbeitet wie an seiner Fünften. Wir erlauben uns einen Werkstattbesuch und vergleichen die erste Fassung, die zu Sibelius› 50. Geburtstag uraufgeführt wurde, mit der endgültigen Fassung von 1919. — Aus den Geräuschen der Natur extrahierte er absolute Musik, das Rauschen der Wälder, das Plätschern des Sees – das waren für ihn bestimmte Akkorde. Und einmal hat er einer verblüfften Gruppe finnischer Studenten einen Vortrag gehalten über die Obertonreihe einer Wiese. Mit den Kranichen, Schwänen und Wildgänsen fühlte er eine tiefe Verwandtschaft. «Die Schwäne sind immer in meinen Gedanken und geben dem Leben Glanz. Es ist sonderbar feststellen zu müssen, dass nichts in dieser Welt, nicht in Kunst, Literatur oder Musik mich so sehr beeindruckt wie diese Schwäne, Kraniche und Wildgänse. Deren Gesang und Wesen», notierte Sibelius zum «Schwanenlied» im letzten Satz seiner 5. Symphonie. — Über dreißig Jahre vor seinem Tod hörte Sibelius offiziell zu komponieren auf. Drei Tage vor seinem Tod 1957 kreisten wieder die Kraniche über seinem Haus, die Vögel seiner Jugend. Einer löste sich aus dem Schwarm, rief laut und flog davon.

 
 

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