Es ist Völkermord

27.09.2023NewsZeit OnlineSerhij Zhadan —   –  Details

Serhij Zhadan

Deshalb muss die Ukraine sich weiter verteidigen. Und die Welt muss das Land unterstützen. Eine Antwort auf Navid Kermani und seine Frage nach einer Zukunftsperspektive — Ich stimme Navid Kermani zu – um Antworten zu finden, muss man zunächst einmal Fragen stellen: Wie sollen wir mit diesem Krieg umgehen, wie können wir ihn beenden, und vor allem – wie sollen wir danach weiterleben? — Der große Krieg ist nunmehr in seinem zweiten Jahr. In der Welt wird er mittlerweile anders wahrgenommen. Auch in der Ukraine wird er irgendwie anders wahrgenommen. Manchmal scheint es, als würde die Welt die Ereignisse an der Front verfolgen wie ein Spiel in der Champions League: ob dieser Underdog ohne Stars im Team und ohne ernst zu nehmende Investitionen wohl die Gruppenphase übersteht? Die Welt schaut auf die Gefechtskarte, die Analytiker ergehen sich in Prognosen, alle Verweise der Ukrainer auf die unzureichende Ausstattung der eigenen Truppen klingen wie Rechtfertigungen und dienen jenen als zusätzliche Argumente, die von den Ukrainern eine Einstellung des Feuers fordern. — Hier in der Ukraine wissen alle, dass hinter der Rückeroberung jedes einzelnen Kilometers ukrainischen Bodens das Leben und Schicksal konkreter Menschen steht, die es nicht verdient haben, in den Planspielen von Militärexperten als soziologisches Material eingesetzt zu werden. Die eifernden und leicht zynischen Kommentare zum Tempo des Gegenangriffs und zu den Aussichten einer Herbst- oder Winteraktion geben eben keine Antwort auf die zentrale Frage – wie weiter? Wie sollen wir von der Zukunft sprechen, wenn auf absehbare Zeit der Krieg darin nistet wie ein schwarzes Virus?

 
 

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