Henry Threadgill / Der Jazzmodulator

26.09.2023NewsZeit OnlineMaxi Broecking —   –  Details

Henry Threadgill

Autobiografie, neues Album und Artist in Residence beim diesjährigen Jazzfest Berlin – eine Begegnung mit dem Saxofonisten und Komponisten Henry Threadgill in New York

An diesem Spätnachmittag in Manhattan ist es ruhig in der 20. Straße Ecke Gramercy Park South. Die täglichen Proteste der Schauspielgewerkschaft in der angrenzenden Park Avenue sind nur bruchstückhaft zu hören. Ahorn- und Ginkgo-Bäume säumen die Bürgersteige und tauchen die Brownstone-Gebäude in grünes Licht. An der Ecke der Second Avenue zur 12. Straße sitzen im PlantShed Cafe junge New Yorker vor ihren cold brews und Laptops, eine Frau verkauft Blumen, die sie aus einem Kühlraum holt. Dieses Café ist ein Lieblingsort des 79-jährigen Komponisten und Pulitzer-Musikpreisträgers Henry Threadgill; hier wollen wir uns treffen. — Mit Mitte dreißig kam Threadgill 1975 aus Chicago nach New York. Er bezog eine der heruntergekommenen Wohnungen im East Village, welche die Stadt jenen überließ, die sich zum Renovieren bereit erklärten. So wohnten auch der Bassist William Parker und der deutsche Vibraphonist Gunter Hampel in diesem Viertel unterhalb der 14. Straße, das heute eine Oase im ansonsten gentrifizierten Manhattan ist, wo ein einfacher Kaffee fünf Dollar kostet, plus Steuern und Trinkgeld. — Threadgill erscheint gut gelaunt, mit weißem Fischerhut zur Sonnenbrille, beides Teile seiner sehr umfangreichen Hut- und Sonnenbrillen-Sammlung, wie er scherzt. Vor allem sammele er Filzhüte, aber er habe schon Kopfbedeckungen aller Art getragen, sogar einen Teewärmer. Im Café vermischt sich seine Stimme mit dem Brummen der Espressomaschine, überlagert wird beides von lauter Musik. Im hinteren Teil ist es etwas ruhiger, aber der lange Holztisch dort ist besetzt. So wechseln wir zur Third Avenue, zum The Smith zwischen der 10. und 11. Straße. Hier gehe seine Frau Senti Toy, die als Sängerin und Musikwissenschaftlerin an der nahe gelegenen New York University unterrichtet, gerne frühstücken.

Berlin ruft: Henry Threadgill, 79, in seiner Wohnung in New York.

 
 

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