Experte Reisner kritisiert ukrainische Gegenoffensive: Es müssten alle Alarmglocken schrillen

29.09.2023NewsFocus OnlineN.N. —   –  Details

Markus Reisner

Die Teilerfolge der Ukraine bei ihrer Gegenoffensive gegen das russische Militär werden nach Ansicht eines Experten überschätzt. «Einzelne Verteidigungslinien der Russen werden verlustreich überwunden, aber es kommt bisher nie zu einem echten Dammbruch», sagte der Ukraine-Experte des österreichischen Bundesheers, Markus Reisner, der Deutschen Presse-Agentur. «Es müssten alle Alarmglocken schrillen, dass nach 117 Tagen Gegenoffensive noch kein operativer Durchbruch gelungen ist.» — Insgesamt erhalte die Ukraine zu wenig Kriegsgerät, auch um sich gegen die russischen Luftschläge im Hinterland zu wehren. «Nur mit einer verstärkten Fliegerabwehr wären Treffer auf die kritische Infrastruktur zu minimieren.» Sollte erneut die Stromversorgung des Landes schwere Schäden davontragen, breche das Rückgrat auch für die Rüstungsproduktion weg. — «Eigentlich müssten jede Woche vier bis fünf voll beladene Güterzüge mit Kriegsmaterial in die Ukraine rollen», sagte Reisner. Während die USA sich sehr bewusst über die schwierige Lage seien, sei in der EU die Wahrnehmung des Geschehens unangemessen. — «Europa ist dabei, den Moment zu verpassen, an dem wir es nicht mehr im Griff haben und die Situation zugunsten der Russen kippt», so der Oberst. Die Verbündeten der Ukraine hätten ihre Versprechen über Kriegsgerät nur teilweise erfüllt. Auch die Wirksamkeit zum Beispiel der Leopard-2-Panzer sei weniger groß als erwartet. Von den etwa 90 gelieferten Panzern dieses Typs sei mindestens ein Drittel zerstört oder beschädigt. — Insgesamt seien die Verluste auf beiden Seiten erschreckend hoch. Die zuletzt von der «New York Times» unter Berufung auf US-Militärkreise genannten Zahlen von etwa 160.000 gefallenen und 140.000 verwundeten Russen hält Reisner für glaubwürdig. Auf ukrainischer Seite würden die Verluste auf 80.000 Tote und 120.000 Verletzte geschätzt. Kiew habe obendrein 4500 Militärfahrzeuge verloren, Moskau etwa 12.300, so der Experte mit Verweis auf die unabhängige Plattform Oryx, die versucht, durch Fotos jedes Fahrzeug zu erfassen. — Putin beauftragt Ex-Prigoschin-Vertrauten mit Aufbau neuer Söldner-Truppen — Freitag, 29. September, 08.24 Uhr: Russlands Präsident Wladimir Putin hat einen früheren Vertrauten des bei einem Flugzeugabsturz gestorbenen Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin mit dem Aufbau von Freiwilligen-Einheiten für den Kampf in der Ukraine beauftragt. Putin habe Andrej Troschew bei einem Treffen darum gebeten, «die Bildung von Freiwilligeneinheiten zu beaufsichtigen, die verschiedene Aufgaben übernehmen können, in erster Linie natürlich in der Zone der militärischen Spezialoperation» in der Ukraine, teilte der Kreml am Freitag mit. — Der Chef der Söldnergruppe Wagner, Prigoschin, war am 23. August beim Absturz seines Privatflugzeugs ums Leben gekommen. Zwei Monate zuvor hatte Prigoschin seine Söldner in einem Aufstand Richtung Moskau marschieren lassen. Nach einem Tag hatte der Wagner-Chef den Aufstand jedoch wieder abgeblasen, im Gegenzug wurde ihm Straffreiheit zugesichert. — Das Treffen mit Troschew, an dem auch Vize-Verteidigungsminister Junus-Bek Jewkurow teilnahm, unterstreicht Moskaus Bestrebungen, die Wagner-Söldner in Russlands reguläre Armee zu integrieren. — Troschew, dessen Spitzname «Sedoj» soviel wie grauhaarig bedeutet, habe die Erfahrung, um die ihm anvertraute Aufgabe zu erfüllen, erklärte Putin. Der hochdekorierte Oberst im Ruhestand gilt als einer der Gründer der Gruppe Wagner und steht wegen seiner Rolle als Söldnerführer in Syrien auf einer Sanktionsliste der Europäischen Union. — Erneut Angriffe auf Cherson: Drei Frauen durch Artilleriegranate getötet — 22.30 Uhr: Bei einem russischen Angriff wurden am Donnerstagabend laut Generalstaatsanwaltschaft drei Frauen getötet. Der Angriff habe um 18 Uhr Ortszeit stattgefunden, die Frauen seien durch den Einschlag einer Artilleriegranate auf einer Straße ums Leben gekommen. Es seien Wohngebiete unter Beschuss genommen worden. — Unter der Verfahrensaufsicht der Bezirksstaatsanwaltschaft Cherson wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Verletzung der Kriegsgesetze und -bräuche in Verbindung mit vorsätzlichem Mord eingeleitet. — Bereits am Mittwochabend vermeldeten die Behörden in Cherson neue Angriffe mit mindestens einem Toten. Russland beschießt den ukrainisch kontrollierten Teil der umkämpften Region seit dem Rückzug Moskaus aus der gleichnamigen Regionshauptstadt im vergangenem Jahr regelmäßig. — Belarus wirft Polen Luftraumverletzung vor – Warschau dementiert — 20.55 Uhr: Erneut hat das autoritär geführte Belarus seinem Nachbarland Polen vorgeworfen, unerlaubt mit Hubschraubern in seinen Luftraum eingedrungen zu sein. Zweimal seien polnische Helikopter am Donnerstagnachmittag jeweils mehrere Hundert Meter weit über belarussisches Staatsgebiet geflogen, bevor sie umgekehrt seien, teilte das Verteidigungsministerium der Ex-Sowjetrepublik auf Telegram mit. — Polen widersprach diesen Behauptungen. «Die heutige Mitteilung der belarussischen Seite über das angebliche Überqueren der Grenze durch einen polnischen Helikopter ist nicht wahr», teilte die polnische Armee auf der früher als Twitter bekannten Plattform X mit. — Schon Anfang September hatte Belarus ähnliche, nicht belegte Vorwürfe gegen das EU- und Nato-Land Polen erhoben. Dem wiederum vorausgegangen waren polnische Meldungen über eine Luftraum-Verletzung durch einen belarussischen Hubschrauber im August. Polen informierte damals die Nato über den Vorfall und beschloss, weitere Truppen an die Grenze zu Belarus zu entsenden. — Die Beziehungen der beiden Nachbarstaaten sind seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, in dem Belarus Moskau unterstützt, besonders angespannt. Zusätzlich besorgt ist Polen wegen der Stationierung russischer Wagner-Söldner in Belarus. — Ukrainische Getreideimporte: Kein schnelles Ende des Streits in Sicht — 20.34 Uhr: Im Streit um ukrainische Getreideimporte ist keine schnelle Lösung in Sicht. In einem Treffen am Donnerstag konzentrierten sich Unterhändler auf einen Meinungsaustausch über den Vorschlag der Ukraine für einen Aktionsplan gegen Marktverzerrungen, wie die Kommission am Abend in Brüssel mitteilte. Im Treffen vorgebrachte «konstruktive Vorschläge» sollen demnach möglichst schnell umgesetzt werden. — Hintergrund des Konflikts: Polen hat wie die Slowakei und Ungarn in einem EU-rechtlich umstrittenen Schritt an Importbeschränkungen für ukrainisches Getreide festgehalten, obwohl die EU-Kommission diese aufgehoben hatte. — Das von Russland angegriffene Land bekommt durch Getreideexporte dringend benötigtes Geld. Die Staaten Polen, Ungarn und die Slowakei beklagen hingegen, dass durch die stark gestiegenen Importe aus der Ukraine heimische Märkte aus dem Gleichgewicht gebracht würden. Auch Rumänien und Bulgarien hatten zeitweise Importe beschränkt. — Unklar blieb, ob Polen und die anderen östlichen EU-Staaten überhaupt an dem Treffen teilgenommen haben. Entsprechende Fragen von Journalisten beantwortete die Kommission zunächst nicht. Früheren Medienberichten zufolge hatten sich Polen, Ungarn und die Slowakei aus der sogenannten Koordinierungsplattform zurückgezogen. Zuvor hatte die Ukraine angekündigt, bei der Welthandelsorganisation (WTO) gegen die Importbeschränkungen zu klagen und dies dann auch umgesetzt. — «Die Kommission wird mit allen betroffenen Mitgliedstaaten zusammenarbeiten», hieß es. Der für Handel zuständige EU-Kommissar Valdis Dombrovskis wird den Angaben zufolge kommende Woche in die Slowakei reisen. — Putin lobt Machthaber Kadyrow bei Treffen im Kreml: «Gute Dynamik» — 15.08 Uhr: Kremlchef Wladimir Putin hat den tschetschenischen Machthaber Ramsan Kadyrow demonstrativ vor Fernsehkameras für die «positive» Entwicklung in der russischen Teilrepublik im Nordkaukasus gelobt. Dank Kadyrow gebe es eine «gute Dynamik» in Tschetschenien, sagte Putin in einem von Staatsmedien am Donnerstag veröffentlichten Clip. Besonders dankte Putin auch für den «heldenhaften» Einsatz von Kadyrows Kämpfern in Russlands Krieg gegen die Ukraine. Kadyrow, der wegen schwerster Menschenrechtsverstöße, Gewalt gegen Andersdenkende und Auftragsmorden in der Kritik steht, betonte, dass er alle Befehle Putins «zu 100 Prozent» erfülle. — Zuletzt hatte es in sozialen Netzwerken Spekulationen um den Gesundheitszustand des 46-Jährigen gegeben. Nun zeigte sich Kadyrow bestens aufgelegt im Kreml bei dem Treffen mit Putin, beide lächelten zufrieden. Der Kreml hatte zunächst einen Kommentar zu den Gerüchten um Kadyrows Gesundheit abgelehnt. Kremlsprecher Dmitri Peskow verweigerte in dieser Woche auch einen Kommentar zu einem von Kadyrow veröffentlichten Video, das zeigt, wie dessen 15 Jahre alter Sohn Adam einen Mann in Untersuchungshaft brutal zusammenschlägt und am Boden tritt. — Der Machthaber präsentierte die Aufnahmen von seinem Sohn stolz als Strafe für den Verdächtigen, der die religiösen Gefühle muslimischer Menschen verletzt habe. Der Beschuldigte hatte einen Koran vor einer Moschee in Wolgograd verbrannt und ein Video davon im Internet veröffentlicht. Er wurde nach Tschetschenien überstellt, wo die Behörden auch international wegen Folter in Gefängnissen in der Kritik stehen. Das Gewaltvideo hatte in Russland Entsetzen ausgelöst. Juristen und Menschenrechtler beklagten, dass Kadyrow sich nicht an die Gesetze des Landes halte und als unantastbar gelte. — London: Russland hat rund 90 Kampfflugzeuge verloren — Donnerstag, 28. September, 12.56 Uhr: Großbritannien geht davon aus, dass die russischen Luftstreitkräfte im Angriffskrieg gegen die Ukraine bisher schätzungsweise 90 Flugzeuge verloren haben. «Einige ihrer Kampfflugzeugtypen werden auch viel intensiver geflogen als in Friedenszeiten», teilte das britische Verteidigungsministerium am Donnerstag in seinem täglichen Update mit. — Alle Flugzeuge hätten eine erwartete Lebensspanne in Flugstunden. Die Briten halten es für sehr wahrscheinlich, dass Russland diese Flugstunden wegen des Kriegs schneller aufbraucht als von den Luft- und Weltraumkräften geplant. Zudem würden Wartungsarbeiten erschwert, weil es wegen der hohen Nachfrage und der Sanktionen an Ersatzteilen mangele, schrieben die Briten bei X (vormals Twitter). — Das Ministerium in London betonte, Russlands Luftstreitkräfte seien weiter schlagkräftig. Da der Krieg aber länger dauere als vom russischen Verteidigungsministerium geplant, könne die Abnutzung der Flugzeuge die Streitkräfte langfristig schwächen. Die Briten machten keine Angaben, wie viele ukrainische Flugzeuge zerstört wurden. — Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor. — Mehr Nachrichten zum Krieg in der Ukraine lesen Sie auf den nächsten Seiten

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