Fast spürbare Texturen: ‹Testing the Waters›von Crys Cole

16.09.2023Studio Akustische KunstWDR 3Ilka Geyer —   –  Details

Crys Cole

Crys Cole ist Vertreterin einer sehr sinnlichen Soundart-Szene. Im neuen Hörstück für das Studio Akustische Kunst reiht sie Sound-Umgebungen aneinander, in denen man sich den Texturen der Klänge gelöst annähern kann, um sie detailliert zu erkunden. — Ein Rauschen fächert sich auf, pulsierende Rhythmik bewegt die Fläche. Vor diesem wabernden Vorhang erscheinen dicke, hochfrequente, fast scharf umrissene Kleckse. Man ist tief eingetaucht in den Klang von : Regen. Ohne nass zu werden. Aber auch wenn wir die Feuchtigkeit nahezu spüren, lassen die vielen Bewegungen, die der Sound zeichnet und die singulären Ereignisse, deren akustischer Beschaffenheit man immer näher kommt, den physischen Ursprung in Vergessenheit geraten. Das lange Intro geht über in den nächsten Abschnitt, der ganz andere akustische Qualitäten präsentiert. Alles erscheint dumpf und vielfach verlangsamt. — «Ich liebe die Idee von Kontrasten und Gegenüberstellungen. Und auch, dass sie den Hörenden die Möglichkeit geben, ihre eigene Logik zu entwerfen, warum diese Dinge zusammen kommen oder in welcher Beziehung sie zueinander stehen.»

Crys Cole drückt die Aufnahmetaste, wann immer sie interessante Sounds in ihrer Umgebung wahrnimmt. Oft sind es häusliche Sounds. Aus ihrem Apartment oder der unmittelbaren Umgebung. Sie bilden die Basis für ihre Kompositionen. Ausgangsmaterial für ihre Arbeit an «Testing the Waters» war eine dumpf anmutende, mit einem sonoren, fast mechanischen Brummen durchwirkte Aufnahme

«Ich habe einige Tage mit diesem Sound gelebt. Und eines nachts habe ich gedacht: Ich muss das einfangen. Ich habe die Mikrofone ganz nah angebracht und aufgenommen. Im Nachhinein habe ich das dann auch noch ein bisschen bearbeitet, einzelne Elemente hervorgehoben, die mich daran besonders angesprochen haben.»

Seit einiger Zeit hat sie eine Vorliebe für die Form der episodischen Reihung entwickelt. So kamen Aufnahmen, die sie für eine aktuelle Installationsarbeit am Genfer See gemacht hat und die Aufnahmen von Regen dazu. — «Ich bin fast unbewusst immer wieder zu Aufnahmen von Wasser zurückgekommen. Alles hat sich irgendwie gefügt. Und so ist dann auch der Titel entstanden. Ich würde sagen, mein Geist funktioniert so. Kleine Verschiebungen in andere Räume, zu anderen Ideen. Aber alles fühlt sich auf eigenartige, unbewusste Weise miteinander verbunden an.» — Die teilweise nachbearbeiteten Feldaufnahmen verbindet sie in «Testing the Waters» mit Elementen, die man traditionell eher als «musikalisch» auffasst. Gestrichene Saiten eines komplett demontierten Klaviers, deren Klangfarbe an ein Cello erinnert. Oder die Klänge von einer Flöte, die einen Vogelruf nachahmen und so eine Verbindung mit den Field recordings vom Genfer See eingehen, an dessen Ufer auch Vögel gesungen haben. Aber das verwendete Instrumentarium hat für sie meist eine andere Bedeutung «Ich fasse sie eher als Material auf als als etwas das ich im «klassischen» Sinne spiele. So gehe ich auch an den Abschnitt im Stück an. Ich bin wirklich glücklich damit, weil es Texturen und Klangfarben sind, mit denen ich gerne arbeite. Aber wegen der Art, wie ich das Instrument spiele, transportieren sie auch etwas sehr emotionales und taktiles. Es kommt also Musikalität ins Stück, aber auf eher abstrakte Weise.»

Crys Cole ist Soundartist und lebt derzeit in Berlin. Neben Klanginstallationen und improvisierten Performances, die sie international präsentiert, veröffentlicht sie solo und arbeitet in diversen Kollaborationen. U.a. im Duo Ora Clementi zusammen mit dem Multiinstrumentalisten und Komponisten James Rushford. Oder gemeinsam mit ihrem Partner, dem Multiinstrumentalisten Oren Ambarchi.

 
 

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