Jon Fosse, Nobelpreisträger für Literatur

08.10.2023MenschenbilderÖ1Heinz Janisch —   –  Details

Jon Fosse

«Schreiben ist hören, nicht sehen.» Der Schriftsteller Jon Fosse. — Als Norwegens berühmtester Dramatiker seit Ibsen wurde Jon Fosse oft gefeiert. Sein Werk wurde in rund vierzig Sprachen übersetzt, viele seiner Stücke zählten in den letzten Jahrzehnten zu den weltweit meistgespielten. Zuletzt fand sich sein Name auf einer Liste der Kandidatinnen zum Literatur-Nobelpreis – so stand es schon im Begleittext zu diesem «Menschenbild» aus dem Jahr 2014. — Zwanzig Jahre zuvor war zum ersten Mal ein Theaterstück von ihm aufgeführt worden; mit seinem 33. Stück sollte Schluss sein mit dem Theater, so erzählte Jon Fosse damals. Er habe sich als Theaterautor «leer geschrieben» – und er hielt sich an die Ankündigung. Erst in letzter Zeit standen wieder Uraufführungen von Stücken Fosses auf dem Spielplan norwegischer Theater. Auf Deutsch sind zuletzt die beiden ersten Bände mit den Teilen I-V eines siebenteiligen Romanzyklus erschienen: «Der andere Name» und «Ich ist ein anderer». — Jon Fosse, im kleinen Dorf Fosse in der Gemeinde Strandebarm geboren, lebte zum Zeitpunkt dieses Gesprächs schon seit einiger Zeit in Niederösterreich: Seiner dritten Ehefrau zuliebe, die aus der Slowakei stammt und die gerade in Bratislava promoviert, war er aus dem Norden nach Österreich, an die Donau, übersiedelt. Als Schriftsteller hat «der Beckett des 21. Jahrhunderts» – wie Kritiker/innen ihn wegen seiner wortkargen, sorgsam komponierten Stücke gern nennen – immer auch Lyrik geschrieben, und findet Inspiration dafür auch in der österreichischen Literatur, bei Trakl oder Rilke. — «Schreiben hat viel mit Musik zu tun», sagt Jon Fosse. «Schreiben ist hören, nicht sehen. Es geht immer auch um die Schönheit der Stille in einem Text.» Fosse, der sich einmal als «Gläubiger ohne Religion» bezeichnet hat, ist inzwischen zum Katholizismus konvertiert. «Das ist vielleicht der rebellischste Schritt meines Lebens. Wobei – ich habe auch das Schreiben immer als eine Art Gebet empfunden.»

 
 

SK-hehi


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