‹11.000 Saiten› von Georg Friedrich Haas. Der Uraufführungsmitschnitt aus Bozen

23.10.2023Zeit-TonÖ1Robert Weichinger —   –  Details

Georg Friedrich Haas

Ein neues Werk von Georg Friedrich Haas verlangt 50 Klaviere gleichzeitig. Der Clou dabei: Das erste und das fünfzigste Klavier sind in einem Abstand von einem Halbtonschritt minus einen Hundertstelton gestimmt – die 48 Klaviere dazwischen legen mit ihrer Stimmung in kleinsten, kaum hörbaren Schritten den Weg dieses Halbtonschritts zurück. Jedes Klavier ist jeweils um einen Hundertstelton verschoben gestimmt, in Summe ergibt das den Halbtonschritt minus einen Hundertstelton zwischen erstem und letztem Klavier. — Die Klänge, die hier entstehen, kulminieren in strahlenden Akkorden. Denn die Dur-Akkorde, die auf diesen Instrumenten gespielt werden können, seien «viel reiner als jener Durdreiklang, den man auf einem traditionell gestimmten Klavier hört», so Haas. Auch höhere Teiltöne können mit großer Genauigkeit realisiert werden. Dem Komponisten steht durch die feine Abstufung der Stimmung eine große Palette an Klangfarben zur Verfügung: «Das warme unisono einer Streichergruppe – etwas der zehn Celli der Wiener Philharmoniker – klingt so schön, weil jedes Instrument ein anderes Vibrato spielt», erläutert Haas. «Das heißt wir hören kein Unisono, sondern einen Cluster von zehn geringfügig unterschiedlichen Tonhöhen. Mit den 50 Klavieren mit ihren insgesamt 4.400 verschiedenen Tonhöhen kann ich jetzt dieses samtene Violoncello-Unisono beliebig erweitern – bis hin zum gesamten Tonraum am Ende des Stückes.» — — Die Pianinos für diese Aufführung sind im Kreis um das Publikum aufgestellt, die Instrumente des Kammerorchesters gleich daneben – sie verstärken einzelne Klaviertöne. Wir senden in «Zeit-Ton» den Uraufführungsmitschnitt, aufgenommen am 1. August 2023 beim Bolzano Festival Bozen. — Ihre Klangmacht entwickeln die 50 Klaviere nur im Konzertsaal, betont Haas: «Der Unterschied zwischen ›11.000 Saiten› von Lautsprechern und ›11.000 Saiten› im Konzertsaal, umgeben von 50 Klavieren und 25 anderen Instrumenten, ist ungefähr so groß wie der Unterschied von einem Gewitter bzw. einem Hochwasser – im Fernsehen oder aber in Wirklichkeit (von einem sicheren Platz aus, nahe den Naturgewalten).» — — Die nächste Möglichkeit, dieses Werk live zu erleben, besteht am 1. November 2023 im Rahmen des Festivals Wien Modern im Wiener Konzerthaus. Das Klangforum wird gemeinsam mit Studierenden der mdw erstmals die Originalversion mit 25-köpfigen Ensemble und 50 mikrotonal zueinander gestimmten Klavieren aufführen. Um 50 baugleiche Klaviere versammeln zu können, hat man in Bozen und Wien mit einer chinesischen Klavierfirma zusammengearbeitet.

 
 

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