Wer die Nachtigall sucht, findet eine Spottdrossel

11.11.2023NewsFAZ onlineMarc Bädordf und Konstantin Schönfelder —   –  Details

Harper Lee / Gregory Peck

In Monroeville sind Harper Nelle Lee und Truman Capote aufgewachsen. Die Kleinstadt in Alabama schöpft bisher kaum aus dieser literarischen Sensation. — Natürlich gibt es Hunderte literarische Orte auf dieser Welt, Orte also, von denen Romane erzählen und in denen Romane geschrieben werden oder beides. Es gibt Paris, Berlin, New York und London, es gibt Weimar und Lübeck, und die meisten dieser Orte versuchen selbstverständlich, ihr literarisches Potential mit Festivals, Museen (was gar nicht leicht ist, selbst wenn Museen einen originalen Literaturnobelpreisträger-Schreibtisch bekommen, ist ein Schreibtisch bei näherer Betrachtung eine ziemlich öde Angelegenheit, nicht zu vergleichen mit der Concorde oder einem ausgestopften Eisbär mit aufgerissenem Maul) und Aufführungen in konkreten Tourismus zu überführen. — Unrecht und Ungleichheit Monroeville, eine Kleinstadt in Alabama, reklamiert für sich, auf dieser Liste der literarischen Orte einen hervorragenden Platz einzunehmen, diese Reklamation ist berechtigt und angemessen, immerhin sind in Monroeville Truman Capote und Harper Nelle Lee aufgewachsen, da muss sich dann selbst New York anstrengen, zwei ähnlich berühmte Schriftsteller zu finden. Harper Lee, deren Roman «To Kill a Mockingbird» bis heute Schullektüre in den USA ist, und Truman Capote, der hauptsächlich berühmt war, weil er eben Truman Capote war, lebten in zwei direkt nebeneinanderliegenden Häusern, sie waren Freunde, Schriftsteller, literarische Figuren, Feinde, und als Harper Lee mit 34 Jahren «Wer die Nachtigall stört» schrieb, erzählte sie darin von Capote, ihrem Vater und ihrer Kindheit in Monroeville, dem sie den Namen Maycomb gab. In «Wer die Nachtigall stört» verarbeitet Harper Lee den Fall eines zu Unrecht zum Tode verurteilten Schwarzen, sie erzählt den Fall wie einen aus der Vergangenheit. Doch die Themen ihres Romans – Rassismus und Ungleichheit – waren in Monroeville aktuell, als sie ihn schrieb. Und sie sind, während die Stadt immer engagierter versucht, Touristen anzulocken, es bis heute geblieben. — Harper Lee (links) führte Gregory Peck durch Monroeville. Für die Rolle des Atticus Finch im Film «To Kill a Mockingbird» erhielt er einen Oscar.

 
 

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