Heilsame Musik? Tröstliche Musik? Drei Frauen, drei Entwürfe

21.11.2023open: Ex & PopWDR 3Klaus Walter —   –  Details

Sofia Kourtesis

Die Berliner Peruanerin Sofia Kourtesis liftet up mit «How Music Makes You Feel Better», die Berliner Russin Mary Ocher konfrontiert mit «Music for the End of Time», die Londonerin Loraine James reizt, brizzelt & tröstet mit «Gentle Confrontation». — «Music Is The Healing Force Of The Universe» behauptet Albert Ayler 1969, genaugenommen singt seine Partnerin Mary Maria Parks, die den Song (wie das gleichnamige Album) auch geschrieben hat. Ein Jahr später ist Ayler tot, vermutlich durch Suizid. Der Gedanke (der Wunsch war der Vater…oder die Mutter?), dass Musik die heilende Kraft des Universums sein möge, hat den Jazz-Erneuerer überlebt. Hätte Musik tatsächlich heilende Kräfte, dann würde sie in diesen Zeiten mehr denn je gebraucht. Sofia Kourtesis fängt ein, zwei Nummern kleiner an: «How Music Makes You Feel Better» heißt der Hit auf «Madres», dem neuen Album der Berliner Peruanerin. In dem Song «Vajkoczy» erzählt Kourtesis die märchenhafte Geschichte des Berliner Neurochirurgen Peter Vajkoczy. Kourtesis hatte dem Arzt versprochen, ihm einen Song zu widmen, wenn er ihre lebensbedrohlich an Krebs erkrankte Mutter operieren würde. Er tat es, sie tat es, die Mutter hat überlebt. — Hat Musik doch heilende Kräfte? Diese Frage stellt sich, wenn auch weniger konkretistisch, auch beim neuen Album von Mary Ocher. Das geht schon beim Titel los: «Approaching Singularity: Music for the End of Time.» Ihr Lebenslauf liest sich wie eine Tour De Krisenregionen der Gegenwart: Mary Ocher wird 1986 in Moskau geboren, entstammt einer jüdischen Familie mit Wurzeln in der Ukraine, verbringt Kindheit und Jugend in Israel, religiöse Schule inklusive, bevor sie mit 20 Jahren nach Berlin zieht. Es liege gerade so viel Nationalismus in der Luft, sagt Ocher. «Ich laufe vor Nationalismus weg wie vor Feuer. Ich kann die Aufrufe zur Gewalt – von allen Seiten – oder religiöse Bekenntnisse – von allen Seiten – absolut nicht ausstehen. Für mich ist das sinnlos, ich habe den Nahen Osten verlassen, weil dort kein Platz für Leute wie mich war.» In diese Stimmung, diese Weltlage hinein veröffentlicht Ocher ihre «Music for the End of Time», ein wuchtiges Album mit vielen länder- wie genreübergreifenden Kooperationen, ohne wohlfeile Durchhalteparolen, ohne Wohlfühlesoterik. — Ohne derlei Feelgoodkram und Stimmungsaufheller kommt auch – dem Titel zum Trotz – «Gentle Confrontation» aus, das neue Album der Nordlondoner Produzentin Loraine James – ihr fünftes, das dritte für Hyperdub, dabei ist sie noch keine dreißig. Aus noch unbekannten Gründen hat diese Post-Post-Post-Dubstep & Everything-Musik wenn schon keine heilende, so doch tröstliche Kräfte, manchmal.

 
 

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