All That Queer Jazz (2/3)

15.12.2023Round MidnightNDR KulturRalf Dorschel —   –  Details

Cecil Taylor

Einerseits lebte einer der wichtigsten Jazz-Komponisten sehr offen mit einem Mann in einer Zeit, als alles dagegen sprach. Andererseits hat Billy Strayhorn immer im Hintergrund gewirkt, im Schatten von Duke Ellington. Er war “der unsichtbare Mann”: Selten trat er ins Rampenlicht, wo es für einen schmächtigen schwulen schwarzen Intellektuellen hätte brenzlig werden können. Der Jazz hat in seiner Geschichte viele Kämpfe vereinnahmt, viele Grenzen überschritten und Untiefen ausgelotet – der Kampf für die Rechte queerer Menschen war aber nicht dabei. Doch es gab sie. Immer gab es im Jazz schwule Männer, lesbische Frauen und Trans-Menschen. Manche machten ihre Vorlieben offen zum Thema, andere beließen es bei Andeutungen, viele zogen sich zurück angesichts einer Jazz-Welt, deren Stars in einer Kultur rassistischer Ausgrenzung allzuoft die Zuflucht in Macho-Klischees blieb. Es gibt keinen “Queer Jazz” und es gab nie eine Bewegung, eine Selbstverständigung all jener queeren Menschen im Jazz: “Es gibt keine wirkliche Klammer, die mich mit irgendwelchen anderen schwulen Musikern verbindet”, da ist sich etwa der Pianist Fred Hersch sicher, der seine Homosexualität in den 90ern zu einem sehr politischen Thema machte. Weshalb es in dieser Reihe vor allem um die Frage geht, wie Schwule, Lesben und Trans-Personen im Jazz einer weiteren Ausgrenzung begegneten, wie das Private freiwillig oder unfreiwillig eben doch zu Kunst wurde. — Im Harlem der Zwanziger beginnt diese kleine Reise bei Frauen, die sich radikale Freiheiten nahmen. Sie führt über den Bigband-Leader und Trans-Mann Billy Tipton, dem ein ganzes langes Leben lang der Drahtseilakt gelang, mitten im Rampenlicht von seiner Identität abzulenken. Über Jazz-Bohemians wie Billy Strayhorn und Ralph Burns führt die Reise in die 80er und 90er, als Größen wie Gary Burton, Andy Bey, Cecil Taylor und Fred Hersch sich outeten. Und sie endet bei Künstler*innen wie Patricia Barber und Terri Lyne Carrington, die ihre Identität politisch sehen. Heute, da ist Fred Hersch sich sicher, spielt das alles keine Rolle mehr. Instrumentale Musik ist einfach instrumentale Musik, ganz egal wer sie spielt: “An diesem Punkt der Geschichte ist die eigene Identität ganz sicher kein Thema mehr. Vielleicht habe ich ja ein ganz klein wenig geholfen, dies zu ermöglichen”.

 
 

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