Der «Kaiser» ist tot: Sein Glanz provozierte die Landsleute.

08.01.2024NewsNZZStefan Osterhaus —   –  Details

Franz Beckenbauer

Doch Franz Beckenbauer wird immer der grösste deutsche Fussballer bleiben

Franz Beckenbauer ist nach langer Krankheit verstorben. Der Skandal um die Vergabe der WM 2006 trübte das Ansehen des einst omnipräsenten Fussballers, Trainers und Funktionärs. — In den letzten Jahren war es still um ihn geworden. Der Mann, von dem sich mit einigem Recht behaupten lässt, dass er der bekannteste Deutsche ist, war der Welt abhandengekommen. Er hatte sich in den Kreis der Familie zurückgezogen. Keine öffentlichen Auftritte gab es mehr, die früher einmal die Regel für ihn gewesen waren. — Freiwillig geschah dieser Rückzug nicht, vielmehr war es die körperliche Verfassung, die ihn dazu zwang; eine Reihe von Schlägen hatten ihm zugesetzt, der erste war der Tod seines Sohnes Stefan im Juli 2015. Auf einem Auge war Franz Beckenbauer nahezu erblindet, mehrere Herzoperationen hatte er über sich ergehen lassen müssen. Das Gerücht, dass es nicht gut um ihn stehe, bewahrheitete sich, als am Montag bekanntwurde, dass er im Alter von 78 Jahren verstorben ist. — Erste Reaktionen tönen pflichtschuldig. Gesagt wird, was offensichtlich ist: dass der deutsche Fussball seinen grössten Exponenten überhaupt verloren hat – einen, der zu einer raren Spezies gehört: derjenigen der echten Weltstars, deren Klasse die Jahrzehnte überdauert. Beckenbauer fällt in dieselbe Kategorie wie Pelé und Diego Maradona, wie Johan Cruyff und Alfredo Di Stéfano. Kein blosser Sammler von Titeln und Rekorden, sondern einer von denen, die die Gabe hatten, härtestes Spielgeschehen geradezu lässig erscheinen zu lassen. — Beckenbauer war der freie Mann des deutschen Fussballs — Beckenbauer war selbst unter diesen Granden eine ganz besondere Erscheinung: Er war kein Regisseur an vorderster Front, kein Zehner, ebenso wenig ein serieller Vollstrecker wie Pelé. Seine Aufgabe auf dem Feld hatte sich Beckenbauer selber zugewiesen. Der gelernte Mittelfeldspieler schuf die Position des Liberos, der aus der Abwehr heraus Angriffe initiieren konnte, der sich alle Freiheiten nahm und dabei selber in der Defensive formvollendet elegant agierte. Es war eine programmatische Rolle. Lange Zeit, selbst dann, als er nicht mehr spielte, war Franz Beckenbauer nichts anderes als das: der freie Mann des deutschen Fussballs.

 
 

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