Die Spiele der Macht verderben / 80. Geburtsag des Autors Lothar Trolle

22.01.2024Newstaz onlineMaxi Broecking —   –  Details

Lothar Trolle

Der Dramatiker Lothar Trolle feiert seinen 80. Geburtstag. Corinna Harfouch und andere lesen an der Berliner Volksbühne aus seinen neuen Texte — «Spielverderber», rufen zwei Kinder dem Kind zu, von dem Lothar Trolle in «Das Zahlenmärchen» erzählt: Es «nahm eines Tages 1 Stück Kreide und malte auf das Straßenpflaster vor seiner Haustür 1 weißen Himmel aus weißen Sternen, weißen Sonnen und weißen Wolken.»

Was es da mache, wollen seine Altersgenossen wissen. Das Kind ignoriert die Frage, wichtiger ist ihm, «daß es die Sonnen nicht größer malte als den Himmel und die Sterne nicht kleiner als die Sonnen». Es dauert nicht lange, und aus den zwei erzürnten Kindern wird die ganze Straße und dann die Stadt. Die Mehrheit spricht, zerbricht dem Kind die Kreide und zerstört die Bilder, die mittlerweile ein ganzes Universum gebildet haben. Das Kind, das sich mitteilen, aber nicht erklären wollte, bleibt weinend zurück. So entsteht Gemeinschaft; eine, die von vornherein auf schlimmen Füßen steht. — Für das Theater und das Radio ist der Dramatiker und Hörspielautor Lothar Trolle ein Spiel-Ermöglicher; der Macht, ihrer Sprache und ihren Inszenierungen gegenüber ist er ein Spielverderber. Ein Beispiel: 1987 wurde im Theater unterm Dach in Prenzlauer Berg, in dem ein Jahr zuvor eingeweihten Wohngebiet am Thälmannpark – die Bühne befindet sich wie die Galerie Parterre in einem der wenigen Relikte des gesprengten alten Gaswerks – ein kurzes Stück Trolles aufgeführt, und wieder ist es kein Erwachsener, der da spricht:

«Das Kind», damals gespielt von Corinna Harfouch, geht durch eine andere Neubau-Öde Ostberlins, die am Lichtenberger Tierpark, und fragt sich: «Was stell ich nur an, / damit ich jetzt vor lauter Überdruß / mir nicht selber an den Kragen gehe?» «Wenn das Leben sich langweilt, ist der Tod sein Zeitvertreib», heißt es bei dem Surrealisten Jacques Prévert. — Das so altkluge wie böse Kind vermisst die Bombentrichter und Luftschutzkeller des letzten Krieges. Die «Grenze zwischen Urwald und Neubauviertel» soll fallen, über die Bewohner, darunter ein Herr Müller mit Aktentasche, fallen Krokodile, Löwen, Riesenschlange, Elefant und Eisbär her. Das Kind möchte Geier sein. — Wesentlicher Erneuerer der deutschsprachigen Dramatik

 
 

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